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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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tun, als hätten sie das für alle geltende Ziel bereits gefunden und erreicht:<br />

Die betreffenden Akteure verwandeln das praktische Absolute ihres Glaubens<br />

in das logische Absolute einer universalen philosophischen Seinsaussage.<br />

Dies ist weniger ein hinterlistiger Winkelzug als eine quasi automatisch<br />

ablaufende praktische Strategie religiöser Logik (nicht zuletzt auf dem<br />

kirchlich-institutionellen und theologisch-wissenschaftlichen Feld). Wenn<br />

eine Religion auf eine andere trifft, müssen die Akteure Strategien entwickeln,<br />

sich selbst und ihren praktischen Transzendenzverweis als relevant<br />

zu behaupten. Sonst kann diese Religion in der Konkurrenz um<br />

Positionierung im religiösen Feld ihre Existenzberechtigung als Religion<br />

nicht plausibel machen. Eine Möglichkeit ist hier, die Absolutheit des<br />

Eigenen durch die Negation des Anderen sowie durch das Postulat eigener<br />

Universalität zu behaupten. Damit bauen sich die Akteure dann aber<br />

Begründungszwänge auf, denen sie weder in der abstrakten Logik noch in<br />

der praktischen gerecht werden können. Wie aber kann man solche Begründungsnot<br />

unter den Umständen der Konkurrenz im religiösen Feld<br />

beheben, wenn man keine allgemeine weltanschauliche Evidenz und soziale<br />

Akzeptanz für die eigene Position erzielen kann? Im Zweifel durch<br />

politische Unterdrückung der Alternativen. Vor dieser Konsequenz ist<br />

nicht einmal eine Religion wie der Buddhismus gefeit, die Friede, Harmonie<br />

und Ehrfurcht vor dem Leben zu ihren wichtigsten expliziten Gehalten<br />

zählt. 94<br />

Religionen können allerdings dem Dilemma zwischen dem Verweis<br />

auf das Absolute und dessen kulturell-partikularer Vermittlung auch standhalten.<br />

Ihre Anhänger erreichen dies dadurch, dass sie auf objektive und<br />

universale Begründung verzichten, das heißt eine solche Begründung<br />

einfach nicht in Erwägung ziehen, 95 oder in die eigenen religiösen Logiken<br />

relativierende Instanzen einbauen bzw. vorhandene stark machen. Zum<br />

Beispiel kann man alternative Formen des Bezugs zum Absoluten konstruieren;<br />

im Christentum etwa durch eine veränderte Lesart des solus<br />

94 Vgl. zum Problem der Gewalt im Buddhismus in Tibet, Japan und Sri Lanka in<br />

historischer und zeitgeschichtlicher Perspektive die folgenden Vorträge der 26. Jahrestagung<br />

der Deutschen Vereinigung für Religionsgeschichte, Erfurt, 28.9.-1.10.2003: Schlieter:<br />

Tyrannenmord, Kollmar-Paulenz: Garant, Kleine: Mönche, und Bretfeld: Religion.<br />

95 Man tut damit genau das, was Wagner an Tillichs theologischer Annäherung an die<br />

Religionsproblematik kritisiert; vgl. Wagner: Religion 497 f.<br />

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