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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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Was die inhaltliche Ausrichtung der verschiedenen <strong>Theologie</strong>n angeht, so sind<br />

die Einflüsse der verschiedenen Kontexte sehr deutlich. Ein kurzer Überblick auf<br />

der Grundlage von Gern: Bausteine, und Gern/Ustorf: Europa, mag das verdeutlichen.<br />

In Asien hat die philippinische Befreiungstheologie viel Ähnlichkeit mit der<br />

lateinamerikanischen. Der politische Kontext steht im Vordergrund, zum Beispiel<br />

in der <strong>Theologie</strong> aus jesuanischer Perspektive von Carlos Abesamis: Analyse des<br />

Leidens des Volkes, die Bibel als Dokument des Befreiungshandelns Gottes, das<br />

Volk als Subjekt von <strong>Theologie</strong> und die Nachfolge als Teilnahme an der Befreiung.<br />

Dieser Ansatz wird noch zugespitzt in der <strong>Theologie</strong> des Kampfes bei Edicio<br />

de la Torre. Koreanische Minjung <strong>Theologie</strong>, etwa von Ahn Byung-mu, hat ebenfalls<br />

einen stark politischen Blickwinkel; der Begriff des Volkes (ochlos) und seiner<br />

Leiden ist zentral; der Tod Jesu ist Beginn der Befreiungsgeschichte. Ganz anders<br />

setzt der Chinese Choan Seng Song an, wenn er das kulturelle Erbe des Volkes<br />

aufnimmt, um Erfahrungen und Hoffnungen des gedemütigten Volkes auf Christus<br />

zu beziehen. Tissa Balasuriya aus Sri Lanka setzt dem westlichen Universalitätsanspruch<br />

eine planetarische <strong>Theologie</strong> auf dem Hintergrund der asiatischen<br />

Tradition des religiösen Pluralismus entgegen. Sein Landsmann Aloysius Pieris greift<br />

ebenfalls asiatische, genauer: buddhistische, Tradition auf und kombiniert sie mit<br />

einer jesuanisch begründeten Christologie der Armut und des Kampfes mit den<br />

Armen, die explizit im Einklang steht mit buddhistischer Lehre. M.M. Thomas aus<br />

Indien stellt in seinen Arbeiten ebenfalls immer wieder die Frage nach einer<br />

möglichen Verbindung des asketischen Ideals Indiens mit dem Christentum. In<br />

buddhistischer (nicht shintoistischer) Tradition arbeitet der Japaner Katsumi Takizawa<br />

über Transzendenzproblematik im Gespräch mit der Dialektischen <strong>Theologie</strong>;<br />

und Seichi Yagi stellt grundlegende onto-theologische Reflexionen über Gott<br />

und Wahrheit an.<br />

In Afrika zeigt sich ebenfalls eine deutliche Differenz zwischen politisch und<br />

kulturell orientierten <strong>Theologie</strong>n. Die südafrikanischen <strong>Theologie</strong>n, zum Beispiel<br />

von Allan Boesak und Frank Chicane sind von der politischen Frontstellung gegen<br />

die Apartheid gekennzeichnet und haben einen starken Akzent auf Befreiung.<br />

Akzent auf den Befreiungskampf legt auch Teresa Okure aus Nigeria. Canaan<br />

Banana (Zimbabwe) stellt auf diesem Hintergrund methodologische Reflexionen<br />

an, die Verortung der Reflexion in der <strong>Praxis</strong> fordern. Kulturelle <strong>Praxis</strong> in Afrika<br />

ist stark von der Ahnenverehrung durchdrungen. Vor allem westafrikanische<br />

Theologen setzten einen Schwerpunkt auf diese Frage. Jean Marc Ela sucht die<br />

Sprache des Glaubens bei den Bauern und den Armen; dazu gehört, die Gemeinschaft<br />

mit den Ahnen in die Gemeinschaft der Heiligen mit einzuschließen. Für<br />

Benezet Bujo ist Christus der „Proto-Ahn“. O. Bimwengi-Kweshi arbeitet in erkenntnistheoretischen<br />

Überlegungen die Tradition als grundlegenden Parameter afrikanischen<br />

Denkens heraus. Das Denken selbst sei dialogisch, symbolisch, auf Konkretes<br />

bezogen. Auf jeden Fall beansprucht es einen eigenständigen afrikanischen<br />

Weg zur christlichen <strong>Theologie</strong>.<br />

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