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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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der Produktion von Sinn wirksamen Faktoren der <strong>Praxis</strong> als operatores einen<br />

systematischen Ort bekommen.<br />

Alles in allem zielt Bourdieus Kulturwissenschaft darauf ab, die Trennung<br />

zwischen materiellen und zeichenhaften gesellschaftlichen Prozessen,<br />

Theorie und <strong>Praxis</strong> sowie Subjektivismus und Objektivismus zu überwinden.<br />

In erkenntnistheoretischer Hinsicht läuft dies auf die Überwindung<br />

des Intellektualismus und des Grundsatzes der adaequatio rei et intellectus<br />

vermittels der Widerspiegelung des Außen im Innen hinaus. Vor allem<br />

aber versteht sich die Theorie als ein Vokabular zur Konstruktion von<br />

Modellen und keinesfalls als Ansatz zu einer Sozialontologie.<br />

Bourdieu unternimmt somit den Versuch, eine offene Theorie zur<br />

Beschreibung der gesellschaftlichen Wirklichkeit jenseits des Gegensatzes<br />

von Produktions- (Hervorbringung im Sinne der Hegelschen Subjekt-<br />

Objekt Dialektik) und Kommunikationsansatz (symbolischer Interaktionismus,<br />

funktionalistische Handlungstheorie) zu konstruieren, ohne auf die<br />

hilfreichen Aspekte dieser Traditionen zu verzichten.<br />

Exkurs: Zu Bourdieu als Sozialwissenschaftler und Philosoph:<br />

„Fieldwork in Philosophy“<br />

<strong>Praxis</strong> schließt auch die Theorieproduktion mit ein. Der wissenschaftliche Lebenslauf<br />

Bourdieus gibt einen wichtigen Einblick in die Entwicklung und die Elemente<br />

seines Ansatzes.<br />

Das Stichwort „Fieldwork in Philosophy“ (Bourdieu: Fieldwork) bezeichnet in<br />

scheinbar paradoxer Entgegensetzung die beiden Quellen bourdieuschen<br />

Denkens 96 : die ethnologische und soziologische Feldforschung, nicht nur an<br />

empirischen Daten, sondern mit lebendigen Menschen, sowie die philosophische<br />

Reflexion der Erkenntniswege der Human- und Gesellschaftswissenschaft. Die<br />

scheinbare Paradoxie der Gleichzeitigkeit von Feldforschung und Philosophie<br />

ist das kreative Element im Denken Bourdieus: Philosophie ist keine feldlose<br />

Wissenschaft des frei reflektierenden Subjekts; ebensowenig wie soziale Akteure<br />

frei sind von den durch die Philosophie reflektierten Bedingungen von Erkenntnis<br />

und Sein. Die an Kant erinnernden Untertitel zweier seiner Werke: Sozialer Sinn:<br />

Kritik der theoretischen Vernunft und Die feinen Unterschiede: Kritik der gesellschaftlichen<br />

Urteilskraft, bringen dies zum Ausdruck. Sie heben aber zugleich im Unterschied<br />

96 Bourdieu selbst reflektiert seinen eigenen wissenschaftlichen Weg in Bourdieu: Sinn 7<br />

ff., Fieldwork, Bezugspunkte, Macht und Regel. Eine aufschlussreiche Darstellung aus zweiter<br />

Hand findet sich bei Schmeiser: Bourdieu; vgl. auch Arend-Schwarz: Bourdieu.<br />

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