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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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oder nach der theologischen Ausrichtung als solcher. Sie werden stark<br />

mitbestimmt von der Stellung, die eine Kirche in ihrem gesellschaftlichen<br />

Kontext aufgrund verschiedenster gesellschaftlich anerkannter Kapitalformen<br />

genießt, sowie von dem differenziellen Wert, den diese Stellung als<br />

solche im System der objektiven globalen Verteilung von Gütern und<br />

Chancen genießt. Obwohl man sich freuen könnte, wenn es anders wäre:<br />

Es ist einfach nicht dasselbe, ein Lutheraner aus der schwedischen Kirchenleitung<br />

zu sein oder einer aus einem Dorf in der Zentralafrikanischen<br />

Republik. Dieser Unterschied ist objektiv und wird sich mit an Sicherheit<br />

grenzender Wahrscheinlich auch in bestimmten theologischen Positionen<br />

der beiden Personen niederschlagen. Er geht zurück auf den Einfluss<br />

anderer gesellschaftlicher <strong>Praxis</strong>felder auf die Organisation des religiösen<br />

Feldes. Diesem Einfluss setzt die Ökumene freilich die eigene Logik des<br />

ökumenischen Feldes entgegen, welche gerade darauf ausgerichtet ist,<br />

derlei Unterschiede zu überwinden.<br />

Dennoch bleibt das Problem der kirchlichen und theologischen Positionalität<br />

im ökumenischen Feld; und dies in verschärfter Form. Denn die<br />

Theorie der objektiven Übereinstimmung von Feld, Doxa und Habitus<br />

hinsichtlich der Operationen der praktischen Logik erlaubt nicht den<br />

einfachen voluntaristischen Ausweg, dass es doch nur an Willen und<br />

Entscheidung der Subjekte hinge, ob Ökumene möglich sei oder nicht. Sie<br />

erklärt vielmehr zuerst einmal, warum immer wieder transkonfessionelle<br />

ökumenische Arbeit als Verrat an der eigenen Sache aufgefasst wird. Es<br />

besteht nämlich die Furcht, durch die Zusammenarbeit mit Anderen und<br />

eine stille Angleichung an fremde Positionen das eigene Profil zu verlieren.<br />

Und dies kann darauf hinauslaufen zu riskieren, dass das eigene kirchliche<br />

Handeln im heimischen Kontext irrelevant wird. Damit wiederum riskiert<br />

man das Bestehen der eigenen Institution. Die praktische Übereinstimmung<br />

von Feld, Doxa und Habitus sind Bedingungen kirchlichen Lebens<br />

in den jeweiligen Kontexten. Auch Positionalität ist nicht einfach Sache<br />

einer willentlichen Entscheidung; genauso wenig wie ihre Überwindung.<br />

Es kann etwa Veränderungen geben, angesichts derer es nützlicher erscheint,<br />

die Unterschiede aufzugeben und zum Beispiel eine Kirchenunion<br />

einzugehen. Aber solche Kontingenzen verändern die Tatsache bleibender<br />

und notwendiger Verschiedenheit nicht.<br />

Aus praxeologischer Sicht ist es normal, mit Unterschieden zu leben.<br />

Es ist sogar wünschenswert. Allerdings sollte man die Differenzen nicht<br />

hypostasieren zu Wesensunterschieden. Es ist also hilfreich, wenn man auch<br />

die Kirchen nicht von ihrem „Wesen“ her zu verstehen sucht. Wenn man<br />

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