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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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gebensein“ selbst ist ein Konstrukt, welches sich einem dogmatischen<br />

Vorurteil verdankt.<br />

Religion und Leben werden von manchen Theologen in einem engen<br />

Zusammenhang gesehen.<br />

So stellt Ebeling eine – mit Wagners Worten (478 ff.) – „Zweiquellentheorie“<br />

der Religion vor: Religion speist sich demnach aus den offenen<br />

Lebensproblemen und der Manifestation des Heiligen. Dabei unterscheidet<br />

er in der Tradition der dialektischen <strong>Theologie</strong> zwischen Religion im<br />

Allgemeinen (= Gesetz) und christlicher Offenbarung (= Evangelium).<br />

Allerdings kann Ebeling so die Religion nicht mehr als lebensweltliche<br />

Wirklichkeit erfassen; sie gerinnt ihm vielmehr zu einem dogmatischen<br />

Konstrukt: dem Gesetz.<br />

Rössler unterscheidet gelebte Religion von ihren Deutungen und<br />

konstruiert eine Apologie der kirchlichen Institution und des gesellschaftlichen<br />

Status quo. Einerseits erkennt er an, dass gelebte Religion der Interpretation<br />

bedarf; aber andererseits redet er von einem allgemeingültigen<br />

Kern und Grundcharakter der gelebten Religion. Das Geheimnis dieses<br />

„Kerns“ sieht Wagner in „dem trivial zu nennenden Sachverhalt, das im<br />

Vorhandenen nicht aufgehende Dasein des Menschen sei diesem ‚gegeben‘“<br />

(Religion 488), wobei allerdings gerade nicht explizit wird, was „Gegebensein“<br />

überhaupt heißt (491).<br />

Tillich thematisiert Religion als Grund der moralischen und kulturellen<br />

Lebensvollzüge. Religion versteht sich von diesen her, hat aber gleichzeitig<br />

ihnen gegenüber eine kritische Rolle insofern sie Kultur und Moral zur<br />

Selbsttranszendierung treibt. Wagners Kritik: Tillich setzt den unbedingten<br />

Sinngehalt der Religion nur voraus, begründet ihn aber nicht. Genau darin<br />

sehe ich freilich nicht eine Schwäche, sondern eine Stärke des Konzepts. 30<br />

Pannenberg versucht über die Anthropologie das Besondere der Religion<br />

zu konstruieren: „exzentrisches Sein beim anderen“ und die „vorgegebene<br />

Ganzheit und Einheit des Lebens“ sind zentrale Stichworte. (498 ff.) Für<br />

beide trifft wiederum dasselbe zu, wie für die anderen genannten Versuche:<br />

Der Gedanke des Ganzen wird ontologisiert, wie Wagner schreibt; plötzlich<br />

verwandelt er sich auf dem Papier des theologischen Diskurses in eine<br />

„Wirklichkeit“ (503). „Soll aber das mittels des Begriffs antizipierte Ganze<br />

zugleich auf ein irgendwie reales Ganzes bezogen werden, so macht sich<br />

30 Vgl. hierzu unten, S. 335.<br />

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