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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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dem Umweg über die gesellschaftlichen (statt die „geistlichen“) Realien konstruiert<br />

werden.<br />

Wenn <strong>Theologie</strong> unter objektivistischer Prämisse in einem interkulturellen<br />

Rahmen produziert oder in entsprechenden Foren diskutiert wird, ist mit<br />

verschiedenen Effekten zu rechnen. Zunächst wird der Dialog über die<br />

Universalitätsannahme des Eigenen erschwert. Sodann kann man damit<br />

rechnen, dass Konstrukte entworfen werden, die fremde Praktiken der<br />

eigenen Logik einverleiben sollen, etwa in einem inklusivistischen Herrschaftsdiskurs:<br />

„Gewiss haben die ‚x‘ ihre eigene Kultur, aber wir sind<br />

doch schließlich alle unterdrückt vom ‚System y‘...“. Außerdem ist zu<br />

vermuten, dass der Vergleich verschiedener theologischer Ansätze eher auf<br />

einen Abgleich der Aussagesysteme als der kontextuell orientierten Interessen<br />

der jeweiligen <strong>Theologie</strong>n hinauslaufen wird, also eher der Logik von<br />

Kontroverstheologie folgt.<br />

Verbindet sich die objektivistische Auffassung von gesellschaftlichen<br />

Systemen mit einer Theorie der unbewussten Determinierung der Handelnden<br />

durch die gesellschaftlichen Bedingungen, kann dies im Rahmen einer<br />

ursprünglich explizit kontextuellen <strong>Theologie</strong> eine spezifische Art von<br />

Freiheitsmetaphysik hervorbringen. Anders als der orthodoxe Marxismus<br />

in Bezug auf die Produktionsverhältnisse oder Lévi-Strauss in Bezug auf<br />

die universalen Strukturen des menschlichen Denkens ist die <strong>Theologie</strong> im<br />

Blick auf Determination ja nicht einfach kühl analytisch. Determination<br />

steht schon in der neuzeitlichen Philosophie als Bedingung der Natur im<br />

strikten Gegensatz zur Freiheit als Qualität des Geistes. Durch die Transformation<br />

in das theologische Feld wird dieser Gegensatz sogleich relevant<br />

im Sinne von „Gesetz versus Freiheit“. Aber schon auf der sozial-philosophischen<br />

Ebene sind die Schwierigkeiten groß genug. Vor allem vier<br />

Probleme stehen ins Haus:<br />

Erstens wird Determination im starken Sinne als vollständige Bestimmung<br />

aufgefasst, wie auch Freiheit tendenziell als totale Freiheit verstanden<br />

wird. Der Freiheitsbegriff wird abstrakt. Damit geraten über den<br />

Gegensatz von totaler Determinierung und radikaler Freiheit die konkreten<br />

Handlungsbedingungen zur Verwirklichung von (relativer) Freiheit aus<br />

dem Blick.<br />

Zweitens stellt man sich vor, dass unter der Determination durch die<br />

materiellen Reproduktionsbedingungen die Freiheit vermittels eines geistigen<br />

Aktes entsteht: durch die Reflexion auf das radikale Gegenteil der<br />

diagnostizierten Determinierung.<br />

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