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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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Sinnes (Schüchternheit, Resignation) dafür, was ihnen an Handlungsmöglichkeiten<br />

nicht zukommt. Delegation kann explizit vonstatten gehen,<br />

wie etwa bei der demokratischen Wahl von Vertretern in einer Synode.<br />

Delegation kann aber auch implizit erfolgen. Letzteres ist viel häufiger der<br />

Fall und für religiöse <strong>Praxis</strong> von größerer Bedeutung. Eine erfolgreiche<br />

religiöse Delegation ist sogar häufig geradezu davon abhängig, dass die<br />

Anerkennenden den Akt der Investition von Anerkennung als solchen gar<br />

nicht wahrnehmen (oder vergessen) und die „Gabe“ des Ermächtigten als<br />

gottgegeben ansehen. Wer würde sich dem Urteil eines Exorzisten beugen<br />

und gehorsam eine Austreibung an sich selbst akzeptieren – sich also<br />

einem expliziten Akt von symbolischer Zwangsgewalt aussetzen –, wenn<br />

er nicht mit einem anderen als dem sozial produzierten Effekt rechnete,<br />

wenn er eben nicht mit einem göttlichen Eingreifen rechnete? 172 Wenn<br />

man folglich von außen her die Legitimität von Herrschaft in einer bestimmten<br />

Feldposition bestreitet, werden die Beherrschten nicht selten, aus<br />

Gründen des praktischen Nutzens, diese Kritik zurückweisen und geneigt<br />

sein, sie gerade als Ausdruck illegitimer Konkurrenz um Herrschaft aufzufassen.<br />

c. <strong>Theologie</strong> und Macht<br />

Die Begriffe des Kapitals und der Delegation helfen, verschiedene Formen<br />

der Herausbildung und Ausübung von Herrschaft und Macht wahrnehmen<br />

und beschreiben zu können. Die uralte – auch biblische (Micha 3, 11) –<br />

Diskussion über den Zusammenhang von <strong>Theologie</strong> und Macht kann<br />

damit um einige Facetten bereichert werden. Hier nur wenige Impulse.<br />

Praxeologie verändert den theologischen Blick auf den Begriff der Macht<br />

in charakteristischer Weise.<br />

172 Nun kann man die Angelegenheit von vornherein aus einer anderen Perspektive<br />

betrachten und sagen: Die Übertragung von Kredit erfolgte ja nur aufgrund einer beobachteten<br />

realen Machtwirkung, die von einer anderen Macht als der der kollektiven<br />

Vorstellungen produziert wurde. Wollte man ein solches Argument im analytischen Stadium<br />

der kontextuell-theologischen Arbeit gelten lassen, so hieße das, dass man sich auf eine<br />

Diskussion einlassen müsste, deren Grundlage die Verwechslung einer Benennung mit<br />

einer Existenzaussage ist; man befände sich also noch im Bann des Gegensatzes zwischen<br />

Nominalismus und Realismus, auf den Stackhouse (Apologia) meines Erachtens fälschlicherweise<br />

die Problematik kontextueller <strong>Theologie</strong> einschränken möchte.<br />

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