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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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erweist sich der praxeologische Denkansatz auch als besonders realitätsnah.<br />

Denn es sind genau diese Prozesse des Brückenbaus und des Aushandelns,<br />

die die ökumenische Bewegung schon immer prägen – nur häufig im<br />

Konflikt mit den gleichzeitig vorherrschenden impliziten theologischen<br />

Axiomen vormodernen Typs.<br />

Wird Einheit als ein möglichst gut vermitteltes und operierendes offenes<br />

Netzwerk verstanden, welches eine gemeinsame Bewältigung praktischer<br />

Anforderungen mittels Dialog, Kooperation und Zusammenleben ermöglicht,<br />

spricht meines Erachtens vieles dafür, Einheit als Leitidee der<br />

ökumenischen Bewegung beizubehalten. Das Modell eines offenen, nicht<br />

zu vollendenden Netzwerks beschert einem weder die Probleme des Restplatonismus<br />

noch die des konservativen Utopismus. Die Betonung auf<br />

Unabschließbarkeit und permanente Transformation realisiert – wenn man<br />

so will – den eschatologischen Vorbehalt im Modell selbst. Der Begriff der<br />

Einheit hört damit auf, eine platonische Idee oder eine konservativ utopische<br />

Zielvorstellung zu sein. Er transformiert sich in ein generatives Konzept.<br />

Er wirkt als semantisches Differential, das unterschiedliche Felder<br />

ökumenischer <strong>Praxis</strong> miteinander verbinden kann, sowie als sprachlicher<br />

und zugleich praktischer Operator, der selbst Wirklichkeit erzeugt: nämlich<br />

Dialog und Kooperation im Hinblick auf Einheit – welche sich just in<br />

diesen Aktivitäten ereignet, in Gestalt von konziliaren Prozessen, Versöhnungen<br />

und als Gemeinschaft bei bleibender Verschiedenheit.<br />

6. Globalisierung und topische Ethik<br />

Die Beziehung zwischen Einheit der Kirche und Einheit der Menschheit<br />

stand lange Zeit hoch oben auf der ökumenischen Agenda. (Rüppell:<br />

Einheit) Heute hat sich, durch die spezifische Dynamik zwischen einem<br />

beschleunigtem „Globalismus“ (Beck: Globalisierung 26) auf der einen Seite<br />

und stärker werdenden Regionalismen auf der anderen Seite der Problemhorizont<br />

verschoben. Dies Verschiebung reflektiert sich im ÖRK (Vollversammlung<br />

in Harare) im neuen Arbeitsbereich der Globalisierung, neben<br />

Kirche-Sein und Sorge für das Leben. (Heller: Probleme 108)<br />

Hierbei stellt sich die Frage, welche Rolle sich der ÖRK und die mitarbeitenden<br />

Kirchen selbst zuschreiben. Und diese Zuschreibung hängt<br />

wiederum ab vom Bild von Globalisierung und einer besseren Welt,<br />

welches der ÖRK und die Kirchen sich machen. Bei der katholischen<br />

Kirche etwa scheint die implizite Vorstellung von Globalisierung die des<br />

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