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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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. Feld<br />

Konnten wir den Habitus als den in den Akteuren inkorporierten Kontext<br />

behandeln, so kann der ihnen äußerliche Kontext als Feld beschrieben<br />

werden. Die verschiedenen Habitus gesellschaftlicher Gruppen und Klassen<br />

entstehen und wirken, nach Bourdieu, auf Feldern gesellschaftlicher<br />

<strong>Praxis</strong>. Genauer: Habitus und Felder konstituieren einander gegenseitig in<br />

ständiger Wechselwirkung. Die Logiken und Strukturen der Felder lagern<br />

sich in den Habitus der Akteure ab, und diese gestalten ihrerseits wiederum<br />

die Strukturen und Logiken der Felder.<br />

Die Felder sind in Analogie zu physikalischen Feldern als „Kraftfelder“<br />

(Bourdieu: Leçon 74) gedacht, in und zu denen sich die verschiedenen<br />

Habitus auf je spezifische Weise verhalten. „Felder“ sind – genau wie<br />

„Habitus“ – analytische Modelle. Je nach Beobachtungsinteresse kann man<br />

vom ökonomischen oder politischen Feld, vom Feld der kulturellen Produktion,<br />

vom religiösen, vom familiären Feld, vom Feld der Mode oder<br />

der Touristik sprechen. Und im religiösen Feld kann man wiederum das<br />

der theologischen Produktion oder das ökumenische Feld ausdifferenzieren,<br />

wenn man möchte. Die Felder organisieren sich – ähnlich einem<br />

magnetischen Kraftfeld – gemäß der Kräfte, die von Positionen ausgehen.<br />

Das heißt, sie sind organisiert gemäß der mehr oder weniger starken Anhäufung<br />

von verschiedenen, im jeweiligen Feld geltenden objektiven<br />

und/oder inkorporierten Formen von Kapital, wie zum Beispiel Geld,<br />

Macht, Titeln, institutionelle Positionen, Wissen, Publikationsmöglichkeiten,<br />

praktische Kompetenz etc. Felder konstituieren sich von vorn<br />

herein als (theoretische) Gesamtheiten von differenzierten und Differenz<br />

schaffenden Beziehungen der Ungleichheit zwischen unterschiedlich<br />

gewichtigen Positionen. Und die Verteilung der Positionen in einem bestimmten<br />

Feld richtet sich nicht nur an den für dieses Feld spezifischen<br />

Kapitalformen aus. Sie wird auch bestimmt vom Hineinwirken anderer<br />

Kapitalformen und von den Strukturen anderer Felder.<br />

Dies lässt sich unschwer an den Neopfingstlern im religiösen Feld<br />

Guatemalas sehen: Sie haben eine starke religiöse Position bei geringen<br />

Mitgliederzahlen, einfach weil ihre Mitglieder Geld, Medien und politischen<br />

Einfluss besitzen. Im religiösen Feld der Bundesrepublik Deutschland<br />

zum Beispiel kann man etwa die Positionen der Landeskirchen von<br />

denen verschiedener Freikirchen unterscheiden und im Blick auf die jeweiligen<br />

Ressourcen, Zugangsmöglichkeiten zur politischen Macht und Verfügbarkeit<br />

von Wissen gegeneinander ausdifferenzieren. Vermutlich dürfte<br />

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