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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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verweist darauf, dass Religion unter Bezugnahme auf eine metagesellschaftliche<br />

Größe auf „das Ganze“ zielt. 16<br />

Diese Definition ist strikt sozialwissenschaftlich im geertzschen Sinne.<br />

Das ist meines Erachtens eine für die <strong>Theologie</strong> sehr heilsame Beschränkung,<br />

wie ich weiter unten noch ausführen werde. Vielen Theologen wird<br />

die Definition dennoch ungewöhnlich erscheinen. Deshalb werde ich hier<br />

noch einige kurze Überlegungen zur Abgrenzung und Verortung dieses<br />

Standpunktes anschließen.<br />

2. Dialektische <strong>Theologie</strong><br />

Was den interreligiösen Dialog angeht, kann man sich auf den Standpunkt<br />

der dialektischen <strong>Theologie</strong> stellen und sagen, das Christentum sei überhaupt<br />

keine Religion, sondern ein Glaube, der lediglich auf Gottes Offenbarung<br />

in Christus beruhe. 17 Man kann diesen Standpunkt als die theologische<br />

Gestalt der traditionellen Trennung von Kultur und Religion in den<br />

Religionswissenschaften verstehen. Wie dem auch sei, es ist wenig damit<br />

getan, wenn man einen theologisch überfrachteten Religionsbegriff durch<br />

den Offenbarungsbegriff ersetzt. Man beantwortet damit nämlich nicht die<br />

Frage, wer die wahre Offenbarung hat. Gegenüber anderen Religionen<br />

kann man sich zwar auf die Christologie als Wahrheitsgarantie zurückziehen.<br />

Aber im innerchristlichen Dialog zeigt sich sofort, dass diese vermeintliche<br />

Garantie gar keine ist. Viel zu weitgefächert und sogar widersprüchlich<br />

sind die Christologien, als dass man die christologische Konzentration<br />

als Wahrheitsgarantie auffassen könnte. Vielmehr zeigt sich<br />

gerade im innerchristlichen Dialog, dass es viel sinnvoller ist, das Christentum<br />

einfach auch als eine Religion aufzufassen. Tut man es nämlich nicht,<br />

wird man in einer sterilen und akademizistischen Kontroverstheologie<br />

steckenbleiben, in der alle Seiten Formeln abgleichen und Ansprüche<br />

geltend machen.<br />

Fasst man auch das Christentum als Religion auf, kann man dagegen<br />

akzeptieren, dass Offenbarung sich in religiöser Erfahrung und <strong>Praxis</strong><br />

16 Vgl. zu Letzterem auf den folgenden Seiten die kurze Auseinandersetzung mit theologischen<br />

Religionstheorien im Anschluss an Falk Wagners glänzende Analysen.<br />

17 Eine differenzierte Darstellung vgl. bei Link-Wieczorek: Christus 313 f. Die Position<br />

der klassischen dialektischen <strong>Theologie</strong> ist mittlerweile in der breiten neueren Diskussion<br />

eher obsolet, insbesondere im Zusammenhang des interreligiösen Dialogs. Hierzu nur drei<br />

Titel zum Problem: Wagner: Religion 153 ff. und öfter, Bernhardt: Absolutheitsanspruch<br />

149 ff., und Knitter: Name 73 ff.<br />

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