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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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erfahrung im Glauben absolut; sonst könnte der Glaube keine tragende<br />

Kraft im Leben sein. Sie sind aber zugleich relativ gegenüber anderen<br />

Aussagen im Glauben; sonst wären sie keine Glaubensaussagen, sondern<br />

allenfalls so etwas wie falsch platzierte mathematische Gesetze. Klarheit<br />

über diesen Punkt ist bedeutsam sowohl im Blick auf fremde christliche<br />

Glaubensweisen wie auch auf andere Religionen.<br />

Da auf diese Weise der Glaube nicht an die Kultur verkauft wird,<br />

bleibt auch der Ethik eine kritische Potenz. Man wird nicht einfach behaupten,<br />

dass per se „unsere weltliche Berufsarbeit an ihrem geschichtlich<br />

gegebenen Platz Gottesdienst sei“ (Bultmann: Bewegung 13). Aber man wird<br />

auch nicht rundheraus behaupten, sie sei es nicht. Statt globaler Negativität<br />

oder globaler Affirmation schlägt man aus praxeologischer Perspektive<br />

auch in der Ethik präzise kritische Bezüge vor. 176<br />

Nachdem diese Voraussetzungen geklärt sind, stellt sich nun im Blick<br />

auf die Themen der <strong>Theologie</strong> die Frage nach den <strong>Praxis</strong>bedingungen,<br />

welche eine kritische, kreative und gerade darin relevante <strong>Theologie</strong> in<br />

besonderer Weise provozieren.<br />

Für die Produktion von <strong>Theologie</strong> und ihre Themen scheint mir – mit<br />

Schreiter – vor allem die Frage wichtig, wie sich<strong>Theologie</strong>, kultureller<br />

Wandel und Offenbarung zueinander verhalten. Der Wandel ist dabei<br />

nicht so sehr selbst Thema der <strong>Theologie</strong> als vielmehr die Bedingung,<br />

unter der ihre Themen erzeugt werden.<br />

Zum Wandel gibt es keine Alternative. Menschliche Gesellschaft befindet<br />

sich in konstanter Veränderung. 177 Wenn behauptet wird, dass etwas<br />

bleibt, wie es ist – zum Beispiel eine metaphysische Hierarchie der Substanzen<br />

–, so ist auch dies ein Verhalten gegenüber dem Wandel. Und<br />

wenn etwas sich tatsächlich nicht veränderte, so würde sich doch seine<br />

Bedeutung für die Beobachter im Laufe der Geschichte ständig wandeln.<br />

Auch „konservative“ <strong>Theologie</strong>, die Bewahrung eingespielter und fest<br />

gebahnter (meist auch weitgehend objektivierter) Lehrsysteme, entspricht<br />

einem Verhalten gegenüber dem Wandel. Ein kontextbewusstes Verständnis<br />

von <strong>Theologie</strong> wird das beachten. Dementsprechend sind die<br />

Theorien über Felder, Kapitalformen, Strategien usw. von vorn herein<br />

darauf ausgerichtet, Wandel in die Logik theologischer Forschung ein-<br />

176 Vgl. unten, S. 243, zur Ethik.<br />

177 Das sollte allerdings nicht zu einem evolutionistischen Missverständnis führen.<br />

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