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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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sind, und setzen sie in unmittelbare Relation zum Göttlichen. (Schäfer:<br />

Fundamentalism) Diese fundamentalistische Transformation von Religion<br />

funktioniert somit über abstrakte Universalisierung, ganz ähnlich wie die<br />

oben untersuchten wissenschaftlichen Strategien von Religionsbegründung.<br />

Fasst man Religion dagegen als praktische Logik auf, so stehen nicht<br />

Absolutheit oder Unbedingtheit im Mittelpunkt des Interesses, sondern<br />

praktische Alltagsreligiosität; nicht das Verhältnis zwischen Religion und<br />

dem Absoluten, sondern das von Religion und Leben.<br />

C. Religion als praktische Logik<br />

Welch einen Begriff von Religion kann man sich machen, wenn man sich<br />

nicht für deren Begründung interessiert und dennoch Aussagen machen<br />

will, die für eine <strong>Theologie</strong> der Religionen und in gewissem Sinne auch für<br />

die Religionswissenschaft relevant sein sollen?<br />

Von der Praxeologie her liegt es nahe, auf die pragmatische Tradition<br />

zurückzugreifen, insbesondere auf William James. James hat bereits vor<br />

hundert Jahren wichtige Hinweise zu einem an Erfahrung orientierten<br />

wissenschaftlichen Religionsbegriff gegeben. Religion sollte als Erfahrung<br />

ernst genommen werden und Erfahrung als eine von Menschen gelebte<br />

Wirklichkeit. Dabei sind allerdings die Aussagen über die (metaphysisch<br />

aufgefasste) Wirklichkeit des Glaubensgegenstandes Sache des Glaubens<br />

und keine objektiven Tatsachenfeststellungen – dies obwohl James sich<br />

selbst als einen „groben Supranaturalisten“ (piecemeal-supernaturalist) sieht.<br />

(James: Vielfalt 497 ff.) Religiöse Aussagen und Erfahrungen sind als<br />

solche freilich Realitäten. Darin hat Religion, nach James, ihren eigenen<br />

Tatsachenbereich im praktischen Leben und ist nicht bloß eine metaphysische<br />

Überhöhung der „materiellen“ Welt. (James: Vielfalt 495.)<br />

Damit sind die äußeren Grenzen jenes Feldes grob umschrieben, in<br />

dem mit praxeologischem Vokabular an einer entsprechenden Auffassung<br />

von Religion gearbeitet werden kann. Im Folgenden werde ich – nach<br />

einem kurzen Blick auf nicht-westliche Auffassungen von Religion – vor<br />

allem den Aspekt der Erfahrung weiter ausbauen und um seine soziale<br />

Komponente erweitern. Abschließend werde ich dann einige Konsequenzen<br />

für Überlegungen zu einer <strong>Theologie</strong> der Religionen ziehen, insbeson-<br />

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