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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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langfristig angelegten Dispositionen des Habitus orientiert und begrenzt.<br />

Sodann wirken aber auch mittel- und kurzfristige (wenngleich immer mit<br />

dem Habitus vermittelte) Faktoren wie zum Beispiel Handlungsbedarf<br />

durch Wandlungen des Feldes und Neudefinition von Grenzen und Chancen,<br />

Dissonanzen zwischen Feld und Habitus, Interessen, Bedürfnisse,<br />

Nachfragen und vieles mehr bis hin zu momentanen individuellen Stimmungen.<br />

All diese Faktoren orientieren und begrenzen die Wahrnehmung<br />

des Kontextes und damit die Vorstellungen, die man sich von ihm macht,<br />

die Urteile und die Handlungsoptionen. Aus diesen Wechselbeziehungen<br />

zwischen <strong>Praxis</strong>feldern und Habitus entsteht somit die Nachfrage nach<br />

praktischen Problemlösungen ebenso wie die nach übergreifendem Sinn.<br />

Wir haben uns dem Kontextbegriff unter den Voraussetzungen der<br />

bourdieuschen Feldtheorie genähert. Kontext kann folglich als <strong>Praxis</strong>feld<br />

bezeichnet werden, allerdings in spezifischer Hinsicht. Ein Kontext ist ein<br />

von Akteuren oder Beobachtern in Funktion seiner Relevanz für eine<br />

bestimmte <strong>Praxis</strong>form wahrgenommenes Feld gesellschaftlicher Relationen.<br />

In unserem Falle ist die <strong>Praxis</strong>form das Hervorbringen von <strong>Theologie</strong>n.<br />

Man kann einen Kontext also als ein Netz von dafür als relevant<br />

empfundenen Relationen beschreiben. Diese Relationen zwischen unterschiedlichen<br />

gesellschaftlichen Akteuren ereignen sich auf verschiedenen<br />

<strong>Praxis</strong>feldern und regeln sich nach den objektiven Vorgaben, welche durch<br />

die Prozesslogiken der Felder mit ihren aktuellen Konjunkturen und durch<br />

die Dispositionen der beteiligten Akteure vorgegeben werden. Sie lassen<br />

sich in einem relationalen Modell verschiedener Positionen des gesellschaftlichen<br />

Raumes als Netzwerk beschreiben.<br />

Es ist wichtig, nicht aus dem Blick zu verlieren, dass sich auch die Hervorbringung<br />

von <strong>Theologie</strong> selbst als Kontext konstituiert. Die Positionen<br />

und (Macht-) Relationen im Feld theologischer Produktion orientieren und<br />

begrenzen die <strong>Theologie</strong>-Treibenden in ihrer Tätigkeit. Wie Theologen das<br />

theologische Feld und die weiteren gesellschaftlichen Zusammenhänge<br />

wahrnehmen, hängt nicht zuletzt von ihrer Zugehörigkeit zum theologischen<br />

Feld und von ihrer Position darin ab. Beides strukturiert ihre Wahrnehmungsdispositionen.<br />

Im Zusammenhang der Wahrnehmung nichttheologischer<br />

Kontexte stellt sich damit die Frage, ob und wie die theologiespezifische<br />

Vorstrukturierung der Wahrnehmungsdispositionen die<br />

Wahrnehmung und Beurteilung nicht-theologischer Kontexte spezifisch<br />

qualifiziert bzw. verzerrt. Im Zusammenhang des Verstehens fremder<br />

<strong>Theologie</strong>n stellt sich die gleiche Frage in Bezug darauf, auf welche Weise<br />

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