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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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Wenn man ihre praktische Einbindung beachtet, kann die Arbeit der<br />

Übertragung von Zeichen zwischen verschiedenen <strong>Praxis</strong>feldern und die<br />

durch sie geleistete Hervorbringung neuen Sinnes als eine der wichtigsten<br />

Operationsweisen der praktischen Logik im Zusammenhang mit <strong>Theologie</strong><br />

angesehen werden. Im religiösen Diskurs, im Mythos und im Ritual ist<br />

diese Operationsweise perfektioniert. Sie arbeitet in den verschiedensten<br />

Kontexten – einer Abendmahlsfeier, Dämonenaustreibung, Synodalansprache<br />

oder einem theologischen Traktat –, indem sie bereits bekannte<br />

Übertragungen immer neu zelebriert und so weiter habitualisiert, oder auch<br />

(überraschend) neue Möglichkeiten der Übertragung von Bedeutungen<br />

erzeugt. Sie bestätigt Gewohntes oder bringt in Situationen von Dringlichkeit<br />

Neues hervor.<br />

Das entscheidende Moment der metaphorischen Arbeit der Sprache<br />

und anderer Zeichen ist die Verbindung mehrerer Bedeutungsebenen<br />

(Codes) und <strong>Praxis</strong>felder miteinander. Dies ermöglicht den (meist partiellen)<br />

Einsatz der Wahrnehmungs-, Bewertungs- oder Handlungsschemata<br />

des einen Feldes auf einem anderen. In solchen Übertragungen kann die<br />

praktische Logik alles nutzen, was sich ihr bietet, auch bildliche Ähnlichkeit.<br />

131 Wichtig ist lediglich, dass eine Übertragung in ihrem Verwendungskontext<br />

auf der zweiten, dritten oder vierten Bedeutungsebene auch verstanden<br />

wird und Wirkung zeigt. In diesem Sinne funktionieren die Operatoren<br />

der praktischen Logik als „semantische Differentiale“ 132 . In Anlehnung<br />

an das mechanische Differential, kann man die Arbeit von Metapher<br />

und Symbol als eine Kraftübertragung von einem <strong>Praxis</strong>feld auf das andere<br />

verstehen. Das Differential überträgt Bewegung zwischen zwei Achsen<br />

unterschiedlicher Geschwindigkeit und gleicht sie miteinander aus. Ein<br />

Differential ist nur insofern Differential als es etwas Zweites und etwas<br />

Drittes miteinander vermittelt und dabei Kraft überträgt. Dieses Bild hat<br />

also den Vorteil, das vermittelnde Element immer in seinem Zusammenhang<br />

mit verschiedenen Feldern praktischer Logik und den Operationen<br />

gesellschaftlicher Kräfte wie etwa Kapital, Chancen, Begrenzungen etc. zu<br />

sehen.<br />

Auf diese Weise kann etwa der Begriff der Freiheit im theologischen<br />

Diskurs das religiöse mit dem politischen Feld verbinden. Die durch<br />

Rechtfertigung geschenkte Freiheit von Obligationen gegenüber Gott kann<br />

131 Wenn solche Ähnlichkeiten von der praktischen Logik verwendet werden, heißt das<br />

aber nicht, dass es die Ähnlichkeiten selbst sind, die Symbolik inhaltlich motivieren.<br />

132 Vgl. etwa Osgood: Language., und Stockhammer: Thesen.<br />

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