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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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geschieht in ihrem Kontext als ein Prozess unter vielen anderen in diesem<br />

Feld. Mehr noch: der Kontext, als <strong>Praxis</strong>feld verstanden, ist den <strong>Theologie</strong><br />

treibenden Menschen über deren Habitus teilweise sogar inkorporiert. Er<br />

ist also „außen“ und „innen“. <strong>Praxis</strong> und Habitus greifen ineinander.<br />

a. <strong>Theologie</strong> als <strong>Praxis</strong><br />

Aus praxeologischer Perspektive begreift man den sozialen Raum ausgehend<br />

von seinen Relationen als ein Netzwerk von Positionen; man geht<br />

nicht von sozialen Substanzen aus. Es gibt im praxeologischen Vokabular<br />

keinen Sprung vom grammatischen Subjekt zur ontologischen Substanz.<br />

So wird auch eine Gesamtheit von Akteuren nicht als „Substanz“ bzw.<br />

„Subjekt“ konstruiert, dem irgendwelche Eigenschaften „wesentlich“<br />

zukommen.<br />

Das heißt, als erstes sollte man sich von der Vorstellung lösen, <strong>Theologie</strong><br />

sei so etwas wie eine geschlossene Einheit und stehe ihrem Kontext gegenüber.<br />

<strong>Theologie</strong> an sich gibt es gar nicht. Vielmehr treiben Menschen<br />

<strong>Theologie</strong>, das heißt, sie denken nach, reden miteinander, tragen vor und<br />

schreiben. <strong>Theologie</strong> ist folglich eine Weise menschlicher <strong>Praxis</strong>, eine<br />

„sinnlich menschliche Tätigkeit“ (Marx). Wenn Menschen <strong>Theologie</strong><br />

treiben, gehen in diese Tätigkeit folglich andere Tätigkeiten, Leiden und<br />

Daseinsbedingungen auf sehr verschiedene Weise mit ein. Dies lässt sich<br />

wiederum auf sehr unterschiedliche Weise darstellen. Eine der Möglichkeiten<br />

ist die einer komplexen Vernetzung der theologischen Tätigkeit mit<br />

anderen Feldern menschlicher <strong>Praxis</strong>. Das Netz sollte man sich dann als<br />

ein Gewebe vorstellen mit dichten und weniger dichten Webstrukturen,<br />

mit unterschiedlich verlaufender Textur, losen Fäden, Rissen und Überlagerungen.<br />

Das Entscheidende an der Vorstellung ist, dass man hier von<br />

Relationen und Verflechtungen redet und nicht davon, dass eine quasi-<br />

Substanz anderen quasi-Substanzen gegenübersteht.<br />

Wenn man <strong>Theologie</strong> als <strong>Praxis</strong>form begreift, sind alle anderen Formen<br />

menschlicher <strong>Praxis</strong> – mehr oder weniger mittelbar – ihr Kontext. Den<br />

Kontext einer <strong>Theologie</strong> bildet dann die Gesamtheit aller <strong>Praxis</strong>felder mit<br />

ihren Logiken, ihren objektivierten und inkorporierten Normen, Regeln<br />

und Regelmäßigkeiten, den (subjektiven und objektiven) Interessen, Strategien<br />

und Praktiken der Akteure, ihren Institutionen, ihren Konjunkturen<br />

sowie der spezifischen Verteilung von Gütern, Chancen und Macht; und<br />

zwar insofern als diese Felder auf die <strong>Theologie</strong> treibenden (individuellen<br />

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