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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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partner anderer Religionen zurückgreifen können, um unsere eigene <strong>Praxis</strong><br />

zu beurteilen.<br />

Die wichtigsten <strong>Praxis</strong>zusammenhänge für eine <strong>Theologie</strong> der Religionen<br />

scheinen mir die folgenden zu sein: das akademische Feld (mit seinen<br />

entsprechenden Publikationen), die kirchliche Nachfrage nach theologischer<br />

Klärung einer veränderten Situation, die interreligiösen Dialoge in<br />

spezifischen emergenten Feldern wie dem ökumenischen Feld und das<br />

Zusammenleben oder Zusammentreffen verschiedenster Religionen im<br />

Alltagsleben, sei es in der unmittelbaren Nachbarschaft oder in internationalen<br />

Konflikten.<br />

Kriterien für die Präsenz Gottes in der eigenen und in anderen Religionen<br />

kann man nicht universalistisch aus eigenen Prinzipien ableiten.<br />

Aber man kann auf die eigenen Kriterien selbstverständlich zurückgreifen.<br />

Zunächst sollte man die eigenen Kriterien als Möglichkeiten bereitstellen,<br />

mit denen Andere die <strong>Praxis</strong> unserer selbst beurteilen können. Nach allem,<br />

was wir bereits sagten, macht es Sinn, aus der christlichen Perspektive auf<br />

die „Früchte des Geistes“ zurück zu greifen. 108 Diese können als spezifisch<br />

christlicher Vorschlag in interreligiöse Dialoge eingebracht werden und als<br />

spezifisch christliche Verhaltensweisen in interreligiösen Konflikten gelebt<br />

werden.<br />

Auch spricht meines Erachtens überhaupt nichts dagegen, eine christliche<br />

Religionstheologie in das Gespräch mit einzubringen, 109 die eine<br />

christliche Sicht auf andere Religionen expliziert. Dies natürlich nicht mit<br />

dem Anspruch, den Anderen die wirkliche Wahrheit über sich selbst zu<br />

verkünden, sondern ihnen Überzeugung und Verlässlichkeit zu signalisieren<br />

sowie Anknüpfungspunkte für den Dialog zu geben. Eine klare Auskunft<br />

über die christliche Identität ermöglicht es den Partnern, künftige<br />

Wahrnehmungen, Urteile und Handlungen ihres christlichen Gegenübers<br />

verlässlich antizipieren sowie realistische Erwartungen und Erwartungserwartungen<br />

an die Christen richten zu können. Das macht die christlichen<br />

Gesprächspartner verletzlich, gibt den Anderen aber Handlungssicherheit.<br />

Es ist auch selbstverständlich, dass sich eine solche Religionstheologie<br />

immer an materialen Gehalten christlicher <strong>Theologie</strong> orientiert, etwa an<br />

108 Vgl. Schmidt-Leukel: Religionstheologie 266, mit Verweis auf Mt. 7,15 ff., Gal. 5,22f.<br />

und 1. Joh. 4,7.<br />

109 Wie dies Reinhold Bernhardt: Trinitätstheologie 296 ff., vorschlägt. Meine Ausführungen<br />

in den nächsten Zeilen setzen eine Auseinandersetzung mit Bernhardts Überlegungen<br />

voraus.<br />

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