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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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1. Themenfindung in kontextueller <strong>Theologie</strong><br />

<strong>Theologie</strong> mit praxeologischem Vokabular gibt nicht von vornherein<br />

bestimmte Themen vor. Wohl aber gibt es ein aus der semitischen und<br />

abendländisch-christlichen Tradition gewachsenes Inventar von Zeichen,<br />

welches sowohl objektiv als auch inkorporiert vorkommt. Zugleich nehmen<br />

die verschieden „Christentümer“ Teil am gesellschaftlichen und<br />

kulturellen Wandel. Die Aufgabe christlicher <strong>Theologie</strong> ist es, das spezifisch<br />

Christliche aus Schrift und Tradition in diesem Zusammenhang<br />

relevant, kreativ und unabhängig zur Sprache zu bringen.<br />

a. Glaube, Leben und Offenbarung<br />

<strong>Theologie</strong> als Rechenschaft über den Glauben hat es mit dem Leben als<br />

dem Kontext des Glaubens und mit Offenbarung zu tun. Indem sie je<br />

aktuell Glaube, Leben und Offenbarung auf einander bezieht, stellen sich<br />

ihre Themen ein.<br />

Setzt man den Erfahrungsbezug für theologisches Denkens zentral, so<br />

kann man die Reflexion über das Verhältnis von <strong>Theologie</strong> und Glauben<br />

damit beginnen, dass man sich fragt, wie Erfahrung und Rede von Gott<br />

sich zueinander verhalten. Karl Barth hat die Möglichkeit offen gelassen<br />

für ein „christlich legitimes Denken von unten nach oben, von dem von<br />

Gott ergriffenen Menschen zu dem ihn ergreifenden Gott hin.“ (Barth:<br />

Jahrhundert 583) Dieses Denken könne pneumatologisch ansetzen und<br />

schärfe ein, „daß man von Gottes Verkehr mit den Menschen nicht reden<br />

kann, ohne sofort, ja ohne eben damit auch von des Menschen Verkehr<br />

mit Gott zu reden...“ (ibd.). Wie oben (S. 99) schon gesagt, sollte diese<br />

Feststellung Barths nicht im Sinne einer schleichenden Öffnung für eine<br />

ontologische Vermittlung zwischen Natur und Gnade verstanden werden.<br />

Meines Erachtens kann man heute an diese Feststellungen Karl Barths<br />

anschließen, wenn man sie aus strikt hermeneutischer Perspektive liest. Die<br />

letzte zitierte Aussage impliziert dann zum einen, dass man von Gott nicht<br />

außerhalb der menschlichen Erfahrung mit Gott reden kann. Und zum<br />

anderen gibt sie zu verstehen, dass das Ineinander menschlicher und<br />

göttlicher Aktivität nicht erlaubt, über die Konstruktion einer dispositio zum<br />

Gnadenempfang (mit welchen Vokabeln auch immer) eine Anknüpfungstheologie<br />

zu konstruieren, die letztlich wieder auf eine affirmative Kulturtheologie<br />

hinauslaufen würde. Der Satz vom „legitimen Denken von unten<br />

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