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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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der Identität von den baptistischen Elementen ebenso unterdrückt, wie die<br />

schwarze von der weißen Bevölkerung im Blick auf ihre sozialen, politischen<br />

und ökonomischen Chancen. Sehr bald wird im Unterrichtsgespräch<br />

deutlich, dass in der theologischen Logik das exklusivistisch verstandene<br />

solus Christus als ein praktischer Operator des Ausschlusses afrikanischer<br />

Identitätsanteile gesehen wird. Damit gewinnt die Erarbeitung der alttestamentlichen<br />

pneumatologischen Erkenntnis, dass der Geist Gottes in der<br />

gesamten Schöpfung, in allen Kulturen und allen Religionen präsent ist, in<br />

verschiedener Weise Relevanz. Zunächst einmal hilft diese Einsicht, den<br />

theologischen Diskurs zu öffnen auf die afrikanische Tradition hin. Dies<br />

kann zu einer Umstrukturierung der wertenden Dispositionen der Habitus<br />

führen und damit zu einer Veränderung in der religiösen Identität und –<br />

vor allem – im Selbstwertgefühl der aus Afrika stammenden Christinnen<br />

und Christen. Darüber hinaus gewinnt der pneumatologische Diskurs<br />

sofort auch weitere Relevanz, bis hin zu einem veränderten Verständnis<br />

der sozialen und ökonomischen Position der Schwarzen in einem Land<br />

weißer Hegemonie. Das genaue Studium des Zusammenspiels von kultureller<br />

Exklusion und theologischem Diskurs ermöglicht dann auch die<br />

Entwicklung alternativer theologischer Diskursstrategien, die der Logik des<br />

religiös-kulturellen Ausschlusses des Fremdartigen nicht mehr zum Opfer<br />

fallen und die die menschliche Würde der Schwächeren stärken, anstatt sie<br />

zu verletzen. Dies aber gerade nicht in platter Konfrontation und unter<br />

Ausschluss vorheriger Wissensgehalte. In einer vom Heiligen Geist her<br />

entworfenen trinitarischen Christologie zum Beispiel hat das solus Christus<br />

durchaus seinen Ort und Sinn – nur eben einen anderen als in exklusivistischen<br />

Konstruktionen.<br />

Das Erarbeiten studentischer Fragestellungen und ihrer objektiven<br />

gesellschaftlichen Positionen sowie das methodische Studium kirchlicher<br />

<strong>Praxis</strong>felder im Blick auf die Hervorbringung theologischen Diskurses wird<br />

so zu einem wichtigen Element der Produktion theologischen Wissens.<br />

Studium kirchlicher <strong>Praxis</strong>felder meint etwa empirische Gemeindeanalysen<br />

unter Berücksichtigung der verschiedensten <strong>Praxis</strong>felder und die Reflexion<br />

der Ergebnisse auf ihre Relevanz für die eigene <strong>Theologie</strong> hin. Dies<br />

schließt unter den gegebenen Umständen von Globalisierung sogleich<br />

auch die Entwicklung interkultureller Kompetenz ein. Experimentierfelder<br />

für interkulturelle Dialogfähigkeit beschränken sich dabei aber keineswegs<br />

auf internationale Konferenzen oder Auslandsaufenthalte; schon der<br />

türkische Laden an der Ecke ist ein solches Feld und kann für praxeologisch<br />

orientierte theologische Ausbildung relevant werden.<br />

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