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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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subjektivistische Tradition in den Kulturwissenschaften werfen und im<br />

Anschluss an die Hermeneutik Paul Ricoeurs einen für theologische Leserinnen<br />

und Leser leicht nachvollziehbaren Übergang zum praxeologischen<br />

Denken herstellen. Am Ende dieses Kapitels werde ich sehr knapp einige<br />

Grundzüge des Denkstils Bourdieus zusammenfassen, soweit sie mir für<br />

die wichtigsten Problemfelder einer kontextbewussten <strong>Theologie</strong> relevant<br />

erscheinen.<br />

1. Ökumene: zur Verwendung des Kulturbegriffs<br />

Explizit kontextuelle <strong>Theologie</strong> operiert mit der Relation von <strong>Theologie</strong><br />

und Kultur. In der Ökumene hat die Arbeit mit und die Diskussion um<br />

den Kulturbegriff seit langem eine wichtige Stellung. Deshalb legt es sich<br />

nahe, dass ich meinen eigenen Ansatz kontextueller <strong>Theologie</strong> in dieser<br />

Diskussion verorte.<br />

Allerdings: Den Kulturbegriff der Ökumene gibt es nicht. Aber es lässt sich<br />

vielleicht so etwas wie ein zentraler Bestand von Vorstellungen benennen,<br />

der sich in ökumenischen Schlüsseltexten 62 mit dem Begriff „Kultur“<br />

verbindet.<br />

Als Bezugsgrößen des Kulturbegriffs werden „Gesellschaft“, „Volk“<br />

oder „ethnische Gruppe“ genannt. Man geht also davon aus, dass sich<br />

bestimmte Kulturen auf abgrenzbare „Räume“ beziehen. Faktisch werden<br />

diese Binnenräume von Kulturen in den Texten theoretisch konstruiert, je nach<br />

den vorherrschenden Erkenntnisinteressen. Deshalb sollte man nicht den<br />

Fehler begehen, diese Räume für ontologisch gegeben zu halten. Der<br />

Begriff der Kultur in den analysierten Texten bezieht sich also auf theoretisch<br />

konstruierte gesellschaftliche Räume und bezeichnet sie als ganze.<br />

Bezogen auf diese Räume wird Kultur dementsprechend als „geschlossenes<br />

Ganzes“, „Sinnzusammenhang“, „System“ oder „Rahmen“ bezeichnet,<br />

der „Identität“ und „Überleben“ ermöglicht. Man unterstellt also, dass<br />

62 Ich beziehe mich im Folgenden auf: Visser‘t Hooft: Delhi 108, Potter: Bangkok 195,<br />

Krüger/Müller-Römheld: Nairobi 47, Müller-Römheld: Vancouver 58, Wietzke: Antonio 179,<br />

Müller-Römheld: Canberra 106, Duraisingh: Hope 30 ff. (Salvador de Bahia). In den Dokumenten<br />

der VIII. Vollversammlung in Harare (unter http://www.wcc-coe.org/, 11.12.<br />

1999) habe ich keine Definition des Begriffes der Kultur gefunden. Dasselbe gilt übrigens<br />

für den Kontextbegriff, obwohl in Harare sehr viel von Kontext gesprochen wurde. In den<br />

folgenden Überlegungen geht es mir nicht darum, die Texte differentiell zu analysieren,<br />

sondern eine Synthese des Gemeinsamen zu erarbeiten.<br />

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