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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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Nachfragen und Antworten im Blick auf Handlungsmöglichkeiten hervorbringen<br />

zu lassen. Auch daran kann die theologische Arbeit anknüpfen.<br />

Nicht umsonst sind gesellschaftliche Konflikte immer schon ein besonders<br />

fruchtbares Betätigungsfeld der <strong>Theologie</strong> gewesen. Allerdings haben sie –<br />

wie etwa in Nordirland, Serbien und sonst vielerorts – die <strong>Theologie</strong> nicht<br />

selten dazu verleitet, aus positionsspezifisch angepassten Dispositionen<br />

Legitimationskonstrukte abzuleiten. An diesem Punkt greift praxeologische<br />

Kritik.<br />

Darüber hinaus verweist die Versuchung zur bloßen Reproduktion<br />

von Partikularinteressen im theologischen Feld auf den Dialog als ein<br />

privilegiertes Medium theologischer Produktion. <strong>Theologie</strong> steht, eben<br />

wegen der objektiven Angepasstheit der Habitus ihrer Produzenten an<br />

deren <strong>Praxis</strong>felder, immer in der Gefahr, dieser Anpassung zu erliegen und<br />

zur bloßen Konsekration gesellschaftlicher Unterschiede zu werden. Gerade<br />

der – für <strong>Theologie</strong> notwendige und spezifische – Zug zur Generalisierung<br />

läuft Gefahr, theologische Aussagen in bloße Verallgemeinerungen<br />

eigener, positionsspezifischer Interessen zu verwandeln und falsche Identitäten<br />

von Besonderm und Allgemeinem zu erzeugen. Um dies zu vermeiden,<br />

müsste man – ausgehend von der Habitus-Theorie – erst einmal<br />

feststellen, dass es nur „partikulares Allgemeines“ gibt. Die praktische<br />

Logik einer jeden theologischen Position drängt von ihrer eigenen Dynamik<br />

her auf Generalisierung. Je besser sie sich in ihrem Bereich darstellt,<br />

um so stärker wird diese Dynamik. Bei dem Versuch, das Eigene undifferenziert<br />

zu verallgemeinern, sind Konflikte vorprogrammiert. Allerdings<br />

bestehen aus praxeologischer Perspektive partikulare Positionen mitsamt<br />

ihrer Logik der Generalisierung zu Recht. Das gilt auch für die praxeologische<br />

Position selbst; auch sie ist partikular und besitzt eine Dynamik der<br />

Generalisierung. Aus praxeologischer Sicht ist jede Generalisierungsdynamik<br />

einer Position ihrem Partikularinteresse geschuldet und somit gegenüber<br />

anderen Positionen relativ und gerade nicht allgemein gültig – als<br />

solche aber auch legitim. Aus diesem Grunde sieht sich praxeologisch<br />

verfahrende <strong>Theologie</strong> angewiesen auf den Dialog der Positionen.<br />

Positionen aber sind im gesellschaftlichen Raum und <strong>Praxis</strong>feldern<br />

verankert.<br />

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