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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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<strong>Praxis</strong>, eine immer stärkere kognitive und affektive Identifikation mit der<br />

„eigenen Linie“, immer diffizilere Regelsysteme, eine immer ausgeprägtere<br />

leibliche Hexis usw. Alles dies hat einen spezifischen Wiedererkennungsund<br />

Legitimationswert und ist darum beschreibbar als religiöses und symbolisches<br />

Kapital. Routinisierung und Institutionalisierung gehen im Allgemeinen<br />

einher mit der Akkumulation religiösen und symbolischen Kapitals<br />

in Funktion der Stabilisierung einer Machtposition im religiösen Feld,<br />

aber auch mit einem Nachlassen der Mobilisierungsdynamik.<br />

Die Konkurrenz der religiösen Angebote ist ein weiteres wichtiges Element<br />

im Zusammenwirken von religiösem Sinn und Handlungskompetenz<br />

sowie für den praxeologischen Religionsbegriff insgesamt. Eine Religion<br />

existiert nie an sich oder für sich; und in den allermeisten Fällen ist sie<br />

auch nicht konkurrenzlos im religiösen Feld. Und selbst beim religiösen<br />

Monopol gehört der Fremdbezug konstitutiv zur Identität einer Religion.<br />

Unter den Bedingungen der Konkurrenz religiöser Angebote um das<br />

„Mangelgut Gläubige“ sind empirisch aller Wahrscheinlichkeit nach diejenigen<br />

Anbieter quantitativ am erfolgreichsten, deren Angebote den praktischen<br />

Interessen und Strategien einer möglichst großen Menge Volks<br />

entsprechen und die diese Interessen und Strategien zugleich den objektiven<br />

Anforderungen der <strong>Praxis</strong> entsprechend orientieren und begrenzen<br />

(zum Beispiel in Richtung auf „innerweltliche Askese“ [Weber]). Anders<br />

gesagt: Der Erfolg eines religiösen Angebots hängt davon ab, ob es in der<br />

Lage ist, Handlungskompetenz, Logik von <strong>Praxis</strong>feldern und religiösen<br />

Sinn miteinander zu koordinieren.<br />

Man beschreibt nur die „Außenseite“ religiöser <strong>Praxis</strong>, wenn man sich<br />

auf die Strukturen des religiösen Feldes beschränkt, ihre Institutionalisierung<br />

in Ausbildungsgängen, Titeln, Ämtern, Kirchengebäuden, Tempeln,<br />

Evangelisationskreuzzügen, heiligen Kriegen usw. Man muss auch die<br />

Inkorporierung der religiösen Praxen in den Habitus der Akteure bedenken.<br />

Die den religiösen Praxen zugehörigen Systeme religiöser Vorstellungen<br />

(die den religiösen „Klassen“ zugehörigen Klassifikationssysteme, wenn<br />

man so will) existieren ja nicht für sich, sondern nur vermittels des Erkennens,<br />

Wiedererkennens und Anerkennens durch Akteure. Das gilt selbst<br />

für kodifizierte religiöse Werke, wie heilige Schriften oder auch für rituelle<br />

Handlungen, die als Zeichensysteme nur vermittels des strukturierenden<br />

Erkennens und Anerkennens durch Akteure existieren (sonst wären sie<br />

nur Ansammlungen von Papier und Druckerschwärze, Stofffetzen im<br />

Wind oder Tierkadaver). Dabei liegt der besondere Effekt eines jeden<br />

Erkennens darin, in den Grenzen der eigenen jeweils vorgängigen Habi-<br />

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