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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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eine große Anzahl Probleme metaphysischen Vokabulars in einer Reihe vorfinden<br />

kann.<br />

Die Vernunft könne die göttlichen Geheimnisse mit „relativer Klarheit“<br />

einsehen und daraus ihre Schlüsse ziehen. Damit gerät Stackhouses „Doxology“<br />

(209 ff.) vor allem zum Loblied der Vernunft und zur Forderung der Demut<br />

gegenüber dem „metaphysical-moral realm“ 23 , über dessen Beschaffenheit natürlich<br />

einzig die Vernunft Auskunft geben könne. Zentrale Schwierigkeit hier ist die<br />

Abbildtheorie des Erkennens. Diese ist schon höchst problematisch, wenn es um<br />

Erkenntnis der Welt geht. 24 Stackhouse aber nimmt an, man könne sogar metaphysische<br />

Gegenstände mit relativer Klarheit im Bewusstsein abbilden und grenzt sich<br />

strikt gegen „Nominalismus“ ab (23 ff.). Daraus ergeben sich die üblichen Konsequenzen:<br />

Die Erkenntnisse der theologischen Vernunft gelten somit als objektiv.<br />

Bekennen des Glaubens kommt entsprechend in den Geruch von bloßem „unwarranted<br />

fideism“ (99). 25 Die herkömmliche Begleiterscheinung des rationalistischen<br />

Objektivismus, die Autonomie des erkennenden Subjekts, erscheint in der theologischen<br />

Vermummung als Theonomie. 26 In der Relation zwischen Religion und Gesellschaft<br />

stellt sich folglich die Frage, ob Religion ein bloßes Epiphänomen der Gesellschaft<br />

sei oder aber von ihr unabhängig. Dem Logozentrismus entspricht eine<br />

starke Betonung logischer Widerspruchsfreiheit. 27 Dem metaphysischen Realismus<br />

entsprechen Kataloge materialer Werte für Dogmatik 28 und Ethik 29 . Ethik – „Praxiology“<br />

(184 ff.) – ist somit universale Anwendung der materialen Werte. In der<br />

Ethik versteht Stackhouse bestimmte Elemente eines gegebenen Ethos als eingegebene<br />

Erkenntnis naturrechtlicher Normen. (203 f.). Und Kontextualisierung ist die<br />

Aktion der globalen Verbreitung theologischer und moralischer Werte (9 f., 182<br />

f.).<br />

23 ... und zur Warnung vor „irrational forces of the psyche“ und deren „demonic capacities<br />

to induce anti-rational feelings and behaviours“ (213) – übrigens Befürchtungen, die<br />

klassische Fundamentalisten zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts auch der Pfingstbewegung<br />

entgegenbrachten!<br />

24 Vgl. Rorty: Spiegel, und das Motto des zweiten Hauptteils dieses Buches.<br />

25 Vgl. auch die Gegenüberstellung von „...reliable knowledge“ versus „preferred<br />

confession“ (63).<br />

26 „Beyond heteronomy and autonomy stands the possibility of theonomy. And that is<br />

the fundamental clue to justice.“ (188)<br />

27 ... „atheistic and non-logical positions“ (149).<br />

28 Sünde, Erlösung nach biblischer Façon, Trinität, Jesus Christus (170). Weitere „Sub-<br />

Doktrinen“ sind möglich.<br />

29 Wahrhaftigkeit, Versprechen einhalten, Menschenrechte respektieren, Schutz der<br />

Unschuldigen, Benevolenz (207).<br />

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