02.12.2012 Aufrufe

Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Formen von Kapital wird es ausschließlich als soziale Relation konstituiert.<br />

Symbolisches Kapital ist die wahrgenommene und als legitim anerkannte<br />

Präsenz von anderen, „vorgenannten Kapitalien (gemeinhin als Prestige,<br />

Renommee, usw. bezeichnet)“ (Bourdieu: Raum 11). Symbolisches Kapital<br />

ist etwa die Anerkennung und die damit zugestandene Autorität, die ein<br />

Theologe aufgrund seiner Beherrschung religiösen Wissens und religiöser<br />

Praktiken von den Mitgliedern einer Kirche erwirbt – vorausgesetzt, die<br />

Kompetenz entspricht in den Grundzügen den für die entsprechende<br />

Position des religiösen Feldes maßgeblichen Habitusstrukturen. Die homiletische<br />

Binsenwahrheit, dass man „die Leute abholen“ muss, entspricht<br />

dieser Verwertungsbedingung religiösen Wissens: Symbolisches Kapital<br />

(Anerkennung, Legitimität, Autorität) lässt sich nur dann erwerben und<br />

wiederum verwerten, wenn die zu seiner Produktion investierten anderen<br />

Kapitalien auf dem jeweiligen Feld von den Akteuren verwendet werden<br />

können, wenn sie brauchbar sind für die Akteure. Dies impliziert u.a., dass<br />

man mit einer „orthodoxen“ Bestätigung und Verfestigung der in einer<br />

Position eines Feldes geltenden Doxa leichter zu einer beherrschenden<br />

Position im Feld aufsteigt, als mit einer heterodoxen Kritik. Zum Beispiel<br />

wird in der (europäischen) lutherischen Position des religiösen Feldes ein<br />

positiver Bezug auf die Confessio Augustana im Sinne der Doxa des Feldes<br />

wohlwollender zur Kenntnis genommen, als Versuche der „Kontextualisierung“<br />

lutherischer Tradition (etwa in Brasilien) oder auch Kritiken an<br />

etablierten lutherischen <strong>Theologie</strong>n. Symbolisches Kapital wird dadurch<br />

erworben, dass Andere bestimmte Leistungen von Akteuren anerkennen;<br />

es ist Anerkanntsein. Es impliziert dadurch meist auch konsensual begründete<br />

Herrschaft der Anerkannten über die Anerkennenden sowie die Verkennung<br />

dieser Tatsache durch die Beherrschten.<br />

Ein weiteres analytisches Konzept, um die Machtproblematik in der Religion<br />

und dann auch in der <strong>Theologie</strong> in den Blick zu bekommen, ist das der<br />

Delegation. Die Zuschreibung von legitimer Autorität in den Akten der<br />

Delegation 171 ist für die praktische Logik kein bewusster Akt der Zuschreibung<br />

von Herrschaft. Sie ist vielmehr die Ermächtigung eines Repräsentanten<br />

zur stellvertretenden Erledigung von Aufgaben, die zu meistern die<br />

Akteure sich selbst nicht für fähig halten – sei es aufgrund einer realistischen<br />

Einschätzung ihrer Lage, sei es aufgrund eines habitualisierten<br />

171 Vgl. Bourdieu: Raum 37 ff., und Bourdieu: Delegation.<br />

211

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!