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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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Für die religionswissenschaftliche Beschreibung von Religionen erweist<br />

sich die europäische Denkvoraussetzung der Trennung religiöser und<br />

nicht-religiöser Lebensbereiche als problematisch; dies insbesondere im<br />

Blick auf außereuropäische Kulturen und auf solche Positionen des gesellschaftlichen<br />

Raumes, in denen Religion und Alltagspraxis auf das engste<br />

verflochten sind und die Habitus der Akteure vom rationalistischen Säkularisierungspostulat<br />

und seinen praktischen Konsequenzen weitgehend<br />

unberührt sind.<br />

Ein Beispiel: Die Trennung von Kultur und Religion ist etwa dann<br />

problematisch, wenn sie dazu führt, dass die zutiefst religiös bestimmte<br />

Architektur eines Volkes – wie die der alten Maya – losgelöst von der<br />

Religion untersucht wird, und die Religion abgehandelt wird, ohne die<br />

Architektur zu beachten. 21 So behandelt etwa Morley verschiedene, vom<br />

europäischen Blick definierte Untersuchungsfelder als objektiv voneinander<br />

getrennte gesellschaftliche Bereiche, um sie unabhängig voneinander<br />

zu beschreiben. Dieses Vorgehen kann zwar auf exzellente, detailgenaue<br />

Beschreibungen von Einzelphänomenen hinauslaufen; aber es verbirgt den<br />

Zusammenhang der Untersuchungsgegenstände untereinander: So kann<br />

Morley etwa die religiös hochgradig aufgeladene Symbolik der Maya-Webereien<br />

mit einigen dürren Sätzen abhandeln 22 , das Verhältnis von Religion<br />

und Gesellschaft zueinander zwar erwähnen, aber nicht näher beschreiben,<br />

und zugleich völlig darauf verzichten, die Verbindung von Religion und<br />

Gesellschaft in den Web-Symbolen zu analysieren. 23 Weit entfernt davon,<br />

das Ergebnis unzulänglicher Arbeit zu sein, präsentiert das Werk Morleys<br />

im Gegenteil hervorragende wissenschaftliche Leistungen unter den Voraussetzungen<br />

einer bestimmten Axiomatik wissenschaftlichen Denkens,<br />

die die Zusammenhänge von Kultur und Religion nicht zu fassen in der<br />

Lage ist, weil sie Religion und Kultur als getrennte Sphären auffasst.<br />

Für die neuere Entwicklung der Forschung dagegen diagnostiziert<br />

Sabbatucci (Religion 57) eine „Auflösung des Religionsbegriffs im Kulturbegriff“,<br />

ausgehend vom Strukturalismus Claude Lévi-Strauss‘, der unter<br />

21 Vgl. Sabbatucci: Religion 45 f., mit seiner Kritik an der Untersuchung über die Maya-<br />

Zivilisation von Morley: Maya.<br />

22 „Das Schwarz repräsentiert die Waffen, denn es ist die Farbe des Obsidian...“ Morley:<br />

Maya 400.<br />

23 „Die Maya-Religion war der Brennpunkt der Kultur.... Die religiöse Komplexität...<br />

reflektiert die gesellschaftliche Komplexität“, sind die einzigen Erkenntnisse, die die<br />

interpretative Zusammenfassung von Bell: Maya 445 f., am Ende des Werkes von Morley<br />

an die Leser weitergibt.<br />

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