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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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ildungen und Sprachkünsteleien zu erliegen und die <strong>Theologie</strong> zum<br />

Gegenstand von Kritikern zu machen, die ihren Spot richten auf den<br />

„typisch priesterlichen Geschmack für die verklärende Imitation und die<br />

verwirrende Ungenauigkeit, die willkürlichen Vieldeutigkeiten und die<br />

verfeinerte Ambiguität, die Äquivokation, die methodische Düsternis und<br />

die systematische Metapher, kurz: alle jene Wortspiele, die ... auf die Allegorie<br />

zurückgehen“. 151<br />

Ein wichtiger Gewinn der praxeologischen Sicht auf die Arbeit der<br />

Metapher zwischen verschiedenen Ebenen der Bedeutung liegt darin, die<br />

Ebenen der Bedeutung als Felder von <strong>Praxis</strong> zu begreifen. Das „Spiel des<br />

Sinnes“ (Ricoeur) ist somit kein Kinderspiel. Seine Spielzüge sind Operationen<br />

im Spiel der gesellschaftlichen Konkurrenz um knappe Güter und<br />

Chancen. Es geht um hohe Einsätze – manchmal tatsächlich um (Über-)<br />

Leben oder Tod – bei einer höchst ungleich verteilten Verfügungsgewalt<br />

über höchst verschiedene Formen von Kapital (das heißt über die Kapazitäten,<br />

seine eigenen Interessen u.U. gegen die Anderer durchzusetzen). In<br />

diesem Spiel um Lebenschancen ist die Fähigkeit, flexibel zwischen unterschiedlichen<br />

Teilfeldern zu springen und Kapazitäten von einem auf das<br />

andere zu übertragen, eine wichtige Bedingung für Erfolg. Die Arbeit der<br />

Metapher ist hierfür einer der wichtigsten Operatoren. Und in vielen Fällen<br />

garantiert gerade eine verschwommene Verwendung von Metaphern im<br />

Blick auf die Beziehung zwischen verschiedenen Feldern ihre Funktionalität<br />

für autoritär strukturierte <strong>Praxis</strong>formen. 152 Kreativität und Verschleierung<br />

sind die beiden Schneiden dieses zweischneidigen Operators.<br />

Theologen können die Metapher – vorsichtig verwendet – sehr gut für<br />

ihre eigene Arbeit nutzen: <strong>Theologie</strong> kann doxologische Sprache für eine<br />

Dogmatik metaphorischen Redens von Gott fruchtbar machen, kann<br />

relevanter werden für ihre Kontexte, kann sich besser in die gesellschaftliche<br />

Diskussion einschalten, ethische Urteile besser zur Geltung bringen<br />

und vieles mehr. Durch eine umsichtige Arbeit mit Metaphorik kann man<br />

zugleich zwei Gefahren entgehen: Man vermeidet, dass sich geläufige<br />

Wahrnehmungs- und Urteilsschemata etwa aus dem politischen Feld<br />

stillschweigend und hinterrücks auf das theologische Denken übertragen<br />

und schon die theologische Problemwahrnehmung strukturieren bevor<br />

151 Bourdieu: Gênese 38 f., eigene Übersetzung.<br />

152 Daran mag es liegen, dass jene theologischen Ansätze, die durch besonderen Dogmatismus<br />

auffallen, auch durch eine besondere Ferne zur Empirie ausgezeichnet sind. Vgl.<br />

Hennig/Sell: Dogmatismus 92 ff., und Lukatis: Dogmatismus, 187 f.<br />

185

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