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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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• Formal logische Argumentation und logische Widerspruchsfreiheit erlangen<br />

zentralen Stellenwert in der Theoriebildung.<br />

• Aus den Quellen des metaphysischen Realismus werden Kataloge<br />

materialer Werte für Dogmatik und Ethik abgeleitet.<br />

• Ethik bekommt naturrechtlich normative Gestalt, und ethische <strong>Praxis</strong><br />

wird zur universalen Anwendung vorgegebener materialer Werte.<br />

• Kontextualisierung – explizit abgegrenzt gegen „Kontextualismus“ –<br />

meint die globale Verbreitung dieser theologischen und moralischen<br />

Werte.<br />

Aus der Sicht von Max Stackhouse ist damit eine sichere Position<br />

begründet, um universal gültige Wahrheiten zu besitzen.<br />

Aus praxeologischer Sicht ist diese Medizin vielmehr die Ursache der<br />

Krankheit. Auf den Punkt gebracht: Der rationalistische Objektivismus Stackhouses,<br />

insbesondere mit seinem metaphysischen Einschlag, gaukelt Klarheit<br />

gesellschaftlicher und der theologischer Sachverhalte vor. Einfache Wahrheiten<br />

gerinnen der Tendenz nach zu inadäquaten und dann autoritären<br />

Strategien. Autoritär müssen sie werden, weil es eben nur eine immer richtige<br />

Antwort gibt. Inadäquat sind sie in zweifacher Hinsicht: Zunächst<br />

entspringen sie auf eine nicht reflektierte Weise dem Kontext des Autors.<br />

Sodann werden sie ebenso unreflektiert überall sonst implementiert. Dabei<br />

ist die Erzeugung der Wahrheiten problematischer als deren Anwendung.<br />

Der ganze Ansatz ist so angelegt, dass er auf neue Fragen alte Antworten<br />

gibt und theologischen Dogmatismus 39 par excellence reproduziert.<br />

Dies zeigt sich vor allem in Folgendem: Stackhouse unterscheidet<br />

theoretische Anschauung von <strong>Praxis</strong> als Anwendung. Dem liegt der naive<br />

abbildtheoretische Zeichenbegriff mit all seinen Folgeproblemen zugrunde.<br />

Zeichen sind allerdings nicht einfach Abbildungen von Sachen. Nach all<br />

den hermeneutischen, zeichentheoretischen und sprachwissenschaftlichen<br />

Forschungen der vergangenen zwei Jahrhunderte kann man dem Zeichenbegriff<br />

von Max Stackhouse meines Erachtens nicht mehr folgen.<br />

Theologisch wird dieser Ansatz höchst problematisch, wenn er auf das<br />

„metaphysische Reich“ ausgedehnt wird. Der naive Rationalismus durch-<br />

39 Über die Frage wie sich Theologen durch „Dogmatismus“ ihrer Kontextgebundenheit<br />

zu entwinden suchen vgl. die groß angelegte Studie zur beruflichen Sozialisation von<br />

Theologen, Daiber/Josuttis: Dogmatismus. Tröstlich – und wohl der Hermeneutik geschuldet<br />

– ist immerhin, dass Theologen „in Einstellung und Sprachverhalten nicht so<br />

dogmatisch strukturiert (sind), wie man das nach dem gängigen Vorurteil erwarten sollte“<br />

(Josuttis: Zwischenbilanz 199).<br />

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