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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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Dabei sind die gesellschaftlichen Vermittlungen verschiedenster, für<br />

die Globalisierung bedeutender <strong>Praxis</strong>felder sehr wichtig. Wenn man einzelne<br />

<strong>Praxis</strong>felder isoliert behandelt, bekommt man gerade den wichtigsten<br />

Aspekt der Dynamik nicht in den Blick: die Strategien der Umstellung<br />

zwischen den Feldern. Der ökonomistische Blick auf neoliberale Dominanz<br />

zum Beispiel tendiert dazu, Globalisierung als einen unipolaren<br />

Herrschaftszustand zu begreifen und großformatige Gegensätze wie „Neoliberalismus<br />

versus die Ausgeschlossenen“ oder „System versus Subjekt“<br />

zu konstruieren. 196 Wie andere mono-sektorale Ansätze bekommt auch der<br />

Ökonomismus die Austausch-, Transformations- und Umstellungsprozesse<br />

zwischen verschiedenen <strong>Praxis</strong>feldern mangels analytischem Werkzeug<br />

nicht mit. Diese Ansätze verkennen die Bedeutung anderer gesellschaftlicher<br />

<strong>Praxis</strong>felder (Kultur inklusive Medien und Kommunikation, Religion,<br />

familiäre oder tribale Bindungen etwa im Klientelismus, Kriminalität etc.)<br />

für die Mobilisierung von Ressourcen zum Widerstand oder zur aktiven<br />

Insertion in globale Austauschprozesse.<br />

Für ökumenische Ethik aber kommt es gerade darauf an, die wirklichen<br />

(und nicht nur theoretischen) Akteure mitsamt ihren Interessen und<br />

Strategien der überraschenden Umstellungen und ungewohnten Verbindungen<br />

zwischen Religion, Kultur, Ökonomie, Politik, Kriminalität, Justiz<br />

etc. zu erfassen. In Situationen raschen gesellschaftlichen Wandels kommt<br />

es aus praxeologischer Sicht stärker auf die Übergänge zwischen gewohnten<br />

<strong>Praxis</strong>feldern an als auf die Felder selbst. Dementsprechend verändern<br />

sich auch die Diskurse: Plötzlich tauchen zum Beispiel religiöse oder<br />

ethnische Argumente in Zusammenhängen auf, in denen man sie vor<br />

zwanzig oder dreißig Jahren nicht gefunden hätte. Das bedeutet für eine<br />

gangbare Ethik, dass sie diskursiv flexibel sein muss, denn sie kann nicht<br />

kohärente Diskursklassen (etwa theologischer, juridischer oder politischer<br />

Art) voraussetzen. Somit kommt es darauf an, zum einen aus der Relationalität<br />

der Konfliktsituation selbst heraus Plausibilitäten zu schaffen,<br />

wie etwa Reziprozität; und zum anderen, aus dem Studium der praktischen<br />

Logiken der wichtigsten Akteure ethische Metaphern („Werte“) zu isolieren,<br />

die sowohl Handlungsorientierungen am Gemeinwohl plausibilisieren<br />

als auch zur diskursiven Vermittlung zwischen den <strong>Praxis</strong>feldern nutzen.<br />

196 So etwa heute immer wieder in Lateinamerika im Gefolge der <strong>Theologie</strong> der Befreiung<br />

insbesondere in vielen Publikation des Departamento Ecuménico de Investigaciones,<br />

wie etwa Hinkelammert: Huracán, Hinkelammert: Sujeto, Hinkelammert: Emperador u.a. Vgl.<br />

auch Beyers Kritik an Wallersteins Ansatz in Beyer: Globalization 15 ff.<br />

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