02.12.2012 Aufrufe

Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

– aufgrund seiner Beherrschung der praktischen Logik des Feldes – auch<br />

richtig tut. Wer reformierte <strong>Theologie</strong> für eine reformierte Kirche will,<br />

wird diese am ehesten von einem „richtigen“ reformierten Theologen<br />

erwarten, einem mit reformierten Wurzeln, das heißt tief sitzenden Dispositionen<br />

– jedenfalls viel eher als von einem Konvertiten. Die Eignung von<br />

Bewerbern für eine Stelle (für eine „Position“ in einer Feldposition sozusagen)<br />

wird von den Angehörigen dieser Feldposition im Allgemeinen<br />

weniger nach formalen Qualifikationen und erwiesenen Fähigkeiten bestimmt<br />

als vielmehr nach der Übereinstimmung der praktischen Dispositionen<br />

des Bewerbers mit der Handlungslogik der Stelle; mit anderen<br />

Worten, nach seiner organischen und zeitlich ausgedehnten objektiven<br />

Nähe zur Stelle, mit der eine Entsprechung zur Doxa konfirmiert ist. Von<br />

Vorteil ist also weiterhin, wenn man den „richtigen Namen“ hat. Seiteneinsteiger<br />

bleiben die Ausnahmen.<br />

Die objektive Anpassung von Habitus, Feld und Position bringt ein<br />

geregeltes Handeln hervor. Dieses ist objektiv strategisch, insofern es der praktischen<br />

Logik des Feldes und deren immanenten Wertsetzungen entspricht.<br />

Regelmäßigkeit und objektiv strategische Ausrichtung wären aber unzutreffend<br />

interpretiert, verstünde man sie einfach als Resultat von bewussten<br />

Wahlen (ähnlich den Vorstellungen des rational choice) oder als das<br />

willenlose Ausagieren gesellschaftlich vorgegebener Normen oder Rollen<br />

(ähnlich dem parsonsschen Funktionalismus). Erzeugt werden die Übereinstimmungen,<br />

die das objektiv strategische Handeln auszeichnen, im<br />

Habitus. Dieser wirkt „als Erzeugungs- und Strukturprinzip von <strong>Praxis</strong>formen<br />

und Repräsentationen, die objektiv ‚geregelt‘ und ‚regelmäßig‘ sein<br />

können, ohne im geringsten das Resultat einer gehorsamen Erfüllung von<br />

Regeln zu sein; ...und die, ...kollektiv abgestimmt sein können, ohne das<br />

Werk der planenden Tätigkeit eines ‚Dirigenten‘ zu sein“ (Bourdieu: Entwurf<br />

165). So agiert ein Mensch im Normalfall sinnvoll innerhalb der gesellschaftlichen<br />

Position, der er angehört, und hinsichtlich der Prämissen und<br />

Konventionen des Handelns und im Einklang mit anderen Personen<br />

desselben <strong>Praxis</strong>feldes. Das wirksame Strukturprinzip des Denkens und<br />

Handelns bleibt normalerweise unbewusst, implizit.<br />

In dieser Regelmäßigkeit der (scheinbar) subjektiven Wahlen reproduziert<br />

sich die gesellschaftliche Lage und Stellung 165 der Akteure in transfigurierter<br />

Weise. Das Netz der kognitiven, affektiven und leiblichen<br />

165 Zum Unterschied zwischen Lage und Stellung bzw. Position vgl. Bourdieu: Klassenstellung<br />

42ff.<br />

200

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!