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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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kontexte der Dialogpartner erklären und die Transformationen sichtbar<br />

machen, die sie bei der Übertragung ins ökumenische Feld erfahren.<br />

Besonders wichtig an der kombinierten Feld- und Habitustheorie für<br />

die Ökumene scheint mir, dass sie die Relation zwischen den Akteuren des<br />

Feldes auf eine besondere Weise zu beschreiben erlaubt: nicht über das<br />

erkenntnistheoretische Prinzip der Identität, sondern über das der Äquivalenz.<br />

Für Äquivalenz reicht die Feststellung der Gleichwertigkeit in Bezug<br />

auf ein Gemeinsames innerhalb einer mehrstelligen Relation. Vollkommene<br />

Gleichheit ist nicht nötig. Vor allem kann man vom Verbot des Widerspruchs<br />

absehen, welches das Identitätsprinzip normalerweise begleitet. 199<br />

Im Blick auf Einheit der Kirche zum Beispiel heißt das: Sie braucht nicht<br />

mehr unter Ausschluss oder unter Einschluss des Anderen gedacht werden.<br />

Äquivalenz ist das wirksame Prinzip in den Homologien zwischen<br />

unterschiedlichen Netzen von Identität. Die Relation der Äquivalenz<br />

erlaubt somit (auch unter den philosophischen Voraussetzungen der<br />

abendländischen <strong>Theologie</strong>) Einheit als Gemeinschaft bleibend Verschiedener<br />

200 zu denken – und nicht nur de facto zu leben.<br />

Dialog und Kooperation sind die wichtigsten Verfahrensweisen und<br />

zugleich praktischen Ziele im ökumenischen Feld. Ihre Bearbeitung kann<br />

also im Rahmen der Feldtheorie erfolgen. Insofern Dialog und Kooperation<br />

an Glauben und <strong>Theologie</strong> gebunden sind, ereignen sich diese Verfahren<br />

immer zugleich im Horizont der christlichen Wahrheitsfrage. Die<br />

Kriterien von Wahrheit lassen sich folglich als Operatoren der praktischen<br />

Logik des Feldes verstehen. Da sie über Urteile von verschiedenen Akteuren<br />

entscheiden und diese Akteure unterschiedliche Interessen haben und<br />

Strategien verfolgen, sind die Kriterien strittig.<br />

Eine spezifische und lohnende Aufgabe könnte meines Erachtens sein,<br />

vom praxeologischen Ansatz aus (auf der Basis der Konzepte des Habitus<br />

und des Feldes) eine Dialog- und Kooperationstheorie zu entwerfen. Diese kann<br />

gut an die lange Zeit sehr bedeutsame Kollusionstheorie anknüpfen. Letztere<br />

geht vom „‚Zusammenspiel‘ vieler unterschiedlicher Faktoren bzw.<br />

Faktorengruppen im zwischenkirchlichen Interaktionsprozess“ (Lengsfeld:<br />

Kollusionstheorie 45) aus. Die Anknüpfung kann über die spieltheoretisch<br />

orientierten Aspekte der Feldtheorie erfolgen. Erkenntnisgewinne können<br />

199 Zur Rolle des Widerspruchsprinzips in der <strong>Theologie</strong> vgl. Rücker: Weg.<br />

200 Vgl. Raiser: Gemeinschaft, und Raiser: Ökumene.<br />

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