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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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ezieht, von diesem selber abhängt.“ 28 Anders gesagt: Obwohl das religiöse<br />

Bewusstsein sich begründet sieht, hängt dieser Grund doch von einer<br />

Setzung des religiösen Subjekts ab. 29 Derselbe Zirkel gilt für die verschiedensten<br />

theologischen Ansätze.<br />

In der Religionspädagogik wird Religion nicht selten als Sinnsuche angesichts<br />

der allgemeinen Fraglichkeit des Daseins aufgefasst. Damit entleere<br />

die Religionspädagogik, laut Wagner (466 ff.), den Religionsbegriff<br />

nicht nur aufgrund der leeren Allgemeinheit der „Fraglichkeit“. Vielmehr<br />

sitze sie der Religionskritik auf, da sie ja auch nichts anderes behaupte, als<br />

dass Religion ein menschliches Produkt sei.<br />

Wenn man von der religiösen Erfahrung als Interpretation und Sinngebung<br />

ausgeht, kann man den Einwand der Religionskritik ebenfalls nicht<br />

entkräften. Religion in den Arbeiten von Hans Timm ist, nach Wagner,<br />

deutlich erkennbar als das Produkt der Reflexionskultur von Gebildeten.<br />

(460 ff.) Gerhard Ebeling und Eberhard Jüngel bestimmen beide sehr<br />

ähnlich die religiöse Erfahrung als Erfahrung mit der profanen Erfahrung.<br />

(464 ff.) Sie sei, so Ebeling nach Wagner, „innerlich“, verorte sich in der<br />

„seelischen Bewegtheit“, habe „Widerfahrnischarakter“ und sei „Interpretation“.<br />

Von diesen vier Charakteristika ist, nach Wagner, nur das letzte<br />

haltbar. Genau dies aber zeigt, dass religiöse Erfahrung Interpretation von<br />

allgemeiner Erfahrung ist, und dazu von vorgängigem religiösen Wissen<br />

abhängt, welches nicht durch die religiöse Erfahrung erzeugt ist, sondern<br />

vermittels Sozialisation im weitesten Sinne.<br />

Man kann Religion auch an Sinndeutung unter bezug auf das „Sinnganze“<br />

oder das „Ganze der Wirklichkeit“ (469 ff.) binden. Sinntotalität ist<br />

aber nicht erfahrbar, sondern nur als Gedachtes aussagbar. Sie ist ein<br />

Konstrukt und, wenn sie objektiviert ist, ein „Götze“ (Sauter). Nichts<br />

anderes gilt von der Idee Pannenbergs, Religion (und <strong>Theologie</strong>) konstruierte<br />

Sinn nicht, sondern setze sich „gegebenem Sinn“ aus. Das „Ge-<br />

28 Wagner: Religion 570. In diesem Abschnitt beziehen sich alle Seitenangaben in Klammern<br />

auf Wagners Buch.<br />

29 Wagner formuliert aus der Sicht seiner eigenen Position, der „theo-logischen Religionskritik“,<br />

den Haupteinwand gegen alle vorherigen Versuche wie folgt: „Obwohl das<br />

religiöse Bewusstsein behauptet, sich dem grundlosen Grund des Absoluten (Gottes, des<br />

Heiligen, der alles bestimmenden Macht etc.) zu verdanken, ist dieser Grund nur in einseitiger<br />

Abhängigkeit vom menschlich-religiösen Subjekt artikulierbar.“ Wagner: Religion<br />

442.<br />

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