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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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u.a. darin liegen, dass die Verzahnung von Herkunftskontexten und ökumenischen<br />

Prozessen vermittels des Habitusbegriffes deutlicher beschreibbar<br />

wird; dass bestimmte Relationen als Machtbeziehungen theoretisch<br />

fassbar werden; dass theologische Faktoren als Elemente praktischer Logik<br />

unterschiedlicher Felder verstanden werden können; und dass somit Homologien<br />

und Differenzen zwischen verschiedenen <strong>Theologie</strong>n und Hermeneutiken<br />

dargestellt werden können, die Relevanz für die <strong>Praxis</strong> der<br />

verschiedenen Dialogpartner haben. Auf diese Weise kann man quasi<br />

Innenansichten von konkreter Kollusion konstruieren. Und man kann<br />

besser verstehen, warum es an bestimmten Stellen auch einmal nicht zum<br />

gewünschten Zusammenspiel kommt.<br />

8. Theologische Ausbildung<br />

Theologische Ausbildung wird oftmals als nicht theorierelevant für <strong>Theologie</strong><br />

erachtet. Aus praxeologischer Sicht ist sie es dagegen durchaus.<br />

Ausbildung ist ein Feld, in dem – wie sonst kaum irgendwo – habitualisierte,<br />

obsolete theologische Vokabulare konfrontiert werden mit zugespitzt<br />

formulierter Nachfrage nach neuem theologischen Sinn für eine<br />

sich verändernde kirchliche <strong>Praxis</strong>. In der theologischen Ausbildung treffen<br />

die in den Habitus inkorporierten herrschenden Orientierungen und<br />

Begrenzungen von Kirche und <strong>Theologie</strong> auf die Bedürfnisse der Neuen,<br />

der Jungen. Diese sind weniger von den alten (und veralteten) Habitus<br />

geleitet, als von den Konjunkturen verschiedenster <strong>Praxis</strong>felder (die nicht<br />

immer explizit gemacht werden). Die „lehrende“ Person nimmt dadurch<br />

objektiv eine Stellung der Vermittlung ein. Dem kann sie sich nicht entziehen.<br />

Theologische Ausbildung läuft nur dann auf nützliche Fähigkeiten<br />

hinaus, wenn die praktische Logik von <strong>Theologie</strong> und Kirche mit den<br />

aktuellen Umwandlungen der Logiken verschiedenster Felder vermittelt<br />

wird, und zwar implizit und explizit. Zwischen den alten und neuen Netzwerken<br />

der kognitiven religiösen und theologischen Dispositionen bestehen<br />

in der Regel eine Fülle von Übereinstimmungen sowie von spezifischen<br />

Brüchen und Gegensätzen, die in der Ausbildung kreativ genutzt<br />

werden können.<br />

Wenn man zum Beispiel mit schwarzen Baptisten an der Karibikküste<br />

Costa Ricas arbeitet, kann einen das Studium ihrer kulturellen Position auf<br />

einen deutlichen Bruch in der religiösen und kulturellen Identität dieser<br />

Menschen aufmerksam machen. Im Blick auf die identitätsbildenden<br />

religiösen und kulturellen Dispositionen sind die afrikanischen Elemente<br />

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