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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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man die Frage nach Geltung nur mit einer guten Faktenkenntnis angehen<br />

und allenfalls in relativen Termini beantworten wollen. Dies kann dann die<br />

Voraussetzung sein, um Dialog zu führen oder auch Maßnahmen einzuleiten.<br />

In diesem Sinne kann die Religionswissenschaft der <strong>Theologie</strong> Kenntnisse<br />

an die Hand geben und heuristische Hilfestellung leisten. Sie kann es<br />

gerade dann besonders gut, wenn sie nicht von theologischen Interessen<br />

geleitet ist und als unabhängige Wissenschaft betrieben wird. Umgekehrt<br />

ist die <strong>Theologie</strong> als religiöses Expertensystem zunächst einmal eher ein<br />

Forschungsgegenstand der Religionswissenschaft. Sie kann für die hier<br />

beschriebene Religionswissenschaft in heuristischer Hinsicht tatsächlich<br />

wenig tun, außer – bedingt durch historische Kontingenzen der universitären<br />

Fächerverteilung – Faktenwissen über die hebräische und abendländische<br />

Religionsgeschichte besteuern. Aber sie kann zwei wichtige hermeneutische<br />

Funktionen übernehmen. Zum einen kann sie, durch einen in<br />

der dialektischen <strong>Theologie</strong> verankerten aber praxeologischen Offenbarungsbegriff<br />

60 , eine religiöse Religionswissenschaft auf die Unmöglichkeit<br />

von positiver Begründung der Religion im Absoluten hinweisen. Zum<br />

anderen kann sie einer an ihren ethischen Implikationen interessierten<br />

Religionswissenschaft bei der Themenfindung (zum Beispiel im interreligiösen<br />

Dialog) Hinweise geben.<br />

Für <strong>Theologie</strong> und Religionswissenschaft kommt es darauf an, aus<br />

ihrer je eigenen Perspektive religiöse <strong>Praxis</strong> als <strong>Praxis</strong> zu begreifen. Eine<br />

der Besonderheiten religiöser <strong>Praxis</strong> ist es, menschliche Kontingenzerfahrungen<br />

aufzugreifen und mit ihren Antworten aufs Ganze zu zielen.<br />

2. Kontingenzerfahrung und Generalisierung<br />

„...dass es Erdbeben und Kriege und Seuchen (vgl. Mt. 24, 6 f.) und viele<br />

andere Dinge geben wird, das ist nichts, worüber man sich wundern müßte.<br />

Für die Leute, die Christus nicht kennen, ist das eine befremdliche<br />

Sache. Und sie fragen sich: ‚Warum geschieht das alles?‘ Aber für uns als<br />

Christen, wenn wir Christus wirklich (angenommen) haben, ist all das<br />

völlig klar. Mein Kriterium ist, dass sich die Prophetien erfüllen.“ (Interview<br />

9, ein indianischer Kleinbauer) Der hier zitierte pfingstliche Interviewpartner<br />

bewältigt eine Krisensituation durch eine religiöse Interpretati-<br />

60 Vgl. oben, II.D.2.c.<br />

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