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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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Lehre von der <strong>Praxis</strong> des Glaubens zu verstehen, die bei den gesellschaftlichen<br />

Bedingungen religiöser Sprache einsetzt und theologisch die kontextuellen<br />

Bedingungen der „Erkenntnis Gottes im Glauben“ als einer<br />

„Erkenntnis Gottes in seinen Werken“ (Barth: KD II/1,17) zu umreißen<br />

sucht; wobei sie freilich von Fall zu Fall jene Behauptung einer kritischen<br />

Prüfung unterzieht, dass der Glaube (der immer an eine menschliche<br />

Sprache gebunden ist) „Gott durch das Mittel der von Gott selbst gewählten<br />

Gegenstände“ (Barth: KD II/1, 17) erkenne.<br />

Praxeologische <strong>Theologie</strong> sollte meines Erachtens Bultmann beipflichten,<br />

wenn er sagt, dass der Glaube „sich nicht vom Menschen aus<br />

erheben kann“, sondern nur verstanden werden kann „als Gottes Schöpfung<br />

im Menschen“ (Bultmann: Bewegung 19 f.). Gleichwohl ist Glaube<br />

nicht nur Akt sondern auch Inhalt. Und da Menschen glauben, sind die<br />

Inhalte historisch und – vorgängig zu jedem Akt – mit sozialer Wirklichkeit<br />

vermittelt. Diese soziale Wirklichkeit des Glaubens sollte man nicht<br />

aufgrund einer Dogmatik des radikalen Bruchs in die abstrakte Vorstellung<br />

eines bloßen, inhaltslosen Aktes hinein aufsaugen. Derlei abstracta sind<br />

allenfalls Sache der Metaphysik, nicht aber der Glaubenslehre. Damit ist<br />

freilich überhaupt nicht gesagt, dass Offenbarung in Geschichte aufgeht.<br />

Offenbarung kann und sollte nach dem Modell des Bruchs aufgefasst<br />

werden – allerdings nicht im emphatisch existenzialistischen Sinne früher<br />

dialektischer <strong>Theologie</strong>. Offenbarung ereignet sich als präzise „Unterbrechung“<br />

(Jüngel) konkreter Lebenszusammenhänge. Damit man als<br />

Theologin und Theologe die inhaltliche Qualität von Offenbarung in den<br />

Blick bekommt – andernfalls bliebe der Akt ja abstrakt und sinnlos! –,<br />

muss man sich auch um diese Lebenszusammenhänge, den Kontext,<br />

kümmern, in dem sich Offenbarung ereignet. 73<br />

Barths Auseinandersetzung mit der liberalen <strong>Theologie</strong> in späteren<br />

Jahren hat vom Zeitgeist der zwanziger Jahre Abstand gewonnen. Dementsprechend<br />

gewinnt er aus einer Interpretation in optimam partem der<br />

<strong>Theologie</strong> des 19. Jahrhunderts einige interessante Hinweise zur Vermittlung.<br />

„Es gibt gewiß, sobald es sich nicht exklusiv gebärden und absolut<br />

setzen will, auch ein christlich legitimes Denken von unten nach oben, von<br />

dem von Gott ergriffenen Menschen zu dem ihn ergreifenden Gott hin.“<br />

(Barth: Jahrhundert 583) In diesem Sinne könne man wohlwollend die<br />

<strong>Theologie</strong> des 19. Jahrhunderts als den Versuch einer <strong>Theologie</strong> des Heili-<br />

73 Vgl. zum Offenbarungbegriff unten, S. 180.<br />

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