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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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Diese Terme sind Elemente eines Modells praktischer Dispositionen<br />

und keine objektiven Gegenstände.<br />

Wie schon mehrfach betont, kommt für das theologische Selbst- und<br />

Fremdverstehen aus praxeologischer Sicht alles darauf an, solche konstruierten<br />

Modelle nicht objektivistisch als „Dinge“ zu begreifen. Man kann<br />

zum Beispiel nicht sagen, dass sie „vorliegen“. Als objektivierte Systeme<br />

wären sie nutzlos. <strong>Theologie</strong> als Kunst der Rechenschaft über den Glauben<br />

und der Argumentation dieser Rechenschaft in den <strong>Praxis</strong>zusammenhängen<br />

des Glaubens kann nicht in verdinglichte Zeichensysteme gerinnen.<br />

Die Modelle werden aus Analysen von Diskursen und Praktiken<br />

konstruiert und bilden nichts als Orientierungshilfen über die Relationen<br />

zwischen Dispositionen, welche wiederum Diskurse und Praktiken hervorbringen.<br />

Deshalb müssen die Modelle immer im Gebrauchskontext gelesen<br />

werden; erst der Gebrauch im Kontext erzeugt Sinn.<br />

Ist dem so, muss man die als Beziehungen unter sprachlichen Zeichen<br />

konstruierten kognitiven Dispositionen als praktische Dispositionen behandeln.<br />

Sie produzieren Sinn eben nur im Verhältnis zu den <strong>Praxis</strong>feldern.<br />

Hierzu zwei Beispiele aus pfingstlicher und lutherischer Tradition, ein<br />

zeitgenössisches und eines aus der <strong>Theologie</strong>geschichte:<br />

Aus reformatorischer Sicht mag die (im Diskurs tatsächlich konditionale)<br />

Verbindung von „Gehorsam“ und „Errettung“ bei den traditionellen<br />

Pfingstlern als Gesetzlichkeit bzw. Arminianismus abgetan werden.<br />

Untersucht man diese Zeichenverbindung aber als eine Operation der<br />

praktischen Logik in ihrem Kontext, so stellt man etwas ganz Anderes fest.<br />

Sie ist Bedingung, um unter militärischer Repression und Guerillakrieg in<br />

Würde überleben zu können. 121 Wenn man dieses Ergebnis wieder in die<br />

Sprache des Systems der Oppositionen übertragen will, kann man sagen: die<br />

implizite und kontextuelle Grundunterscheidung dieser <strong>Theologie</strong> ist<br />

„Todesdrohung“ versus „Überleben in Würde“.<br />

Betrachtet man die oben hypothetisch angenommen Strukturelemente<br />

lutherischer <strong>Theologie</strong> (Gesetz/Evangelium, Sünde/ Rechtfertigung, Glaube/Werke<br />

etc.) als praktische Operatoren im Entstehungskontext der<br />

Reformation, so kann man zu folgenden Ergebnissen kommen. In einer<br />

Situation der Spannungen zwischen dem Kaiser und den Reichsstädten<br />

121 Vgl. Schäfer: Método 192 f., und Schäfer: Theorie.<br />

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