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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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auf den Willen Gottes als auch Ausdruck menschlicher Sünde (Hervorh.<br />

HS)“ 67 . Damit wird explizit theologisch über Kultur geredet. Dazu an<br />

dieser Stelle nur so viel: Aus unserer Perspektive sind Kulturen immer<br />

beides gleichzeitig. Eine Überhöhung von Kultur durch natürliche <strong>Theologie</strong><br />

ist somit ebenso ausgeschlossen wie ihre offenbarungspositivistische<br />

Verteufelung. <strong>Theologie</strong> aus praxeologischer Perspektive ist auch an diesem<br />

Punkt pragmatisch – und damit Luthers Zugang nicht unähnlich.<br />

Im Blick auf die Verwendung des Kulturbegriffs muss allerdings noch<br />

folgendes differenziert werden. In den ökumenischen Texten bezieht sich<br />

der Begriff der Kultur auf so gut wie alle gesellschaftlichen Relationen.<br />

„Kultur“ schließt also die gesamte gesellschaftliche Wirklichkeit ein. Damit<br />

werden Kulturen tendenziell als Gesamtheiten gegenüber anderen Kulturen<br />

gesehen. Dies liegt vermutlich am globalen Blick ökumenischen Denkens.<br />

Kontextuelle <strong>Theologie</strong> aus praxeologischer Perspektive kann sich<br />

damit allerdings nicht zufriedengeben. Die Innenperspektive braucht<br />

genaue Unterscheidungen. Und hier gibt sowohl die Alltagssprache als<br />

auch die Sozialtheorie Bourdieus die Unterscheidung von Kultur versus<br />

Wirtschaft, Politik etc. vor; das heißt: Kultur als ein <strong>Praxis</strong>feld versus<br />

andere <strong>Praxis</strong>felder. Kultur ist auf dieser Sprachebene also eines von verschiedenen<br />

gesellschaftlichen Feldern. Beide Verwendungen des Kulturbegriffes<br />

scheinen mir sinnvoll und nützlich. Es hat außerdem keinen Sinn,<br />

hier eine Arbeitsdefinition vorzulegen, die sich im Gespräch über den<br />

vorliegenden Vorschlag und in der weiteren Verwendung des praxeologischen<br />

Vokabulars nicht durchhalten lässt. Ich verwende den Kulturbegriff<br />

deshalb auf beide Weisen:<br />

1. In einer Verwendungsmöglichkeit meint „Kultur“ die Gesamtheit<br />

aller Traditionen, Praktiken, Diskurse, Institutionen usw. eines bestimmten<br />

Kollektivs im Unterschied zu einem anderen, zum Beispiel der japanischen<br />

Kultur im Vergleich zur lateinamerikanischen Kultur.<br />

2. In der anderen Verwendung meint „Kultur“ ein bestimmtes Feld<br />

gesellschaftlicher Reproduktion (oder auch: <strong>Praxis</strong>feld) im Unterschied zu<br />

anderen Feldern. Die Besonderheit des „kulturellen Feldes“ bestimmt sich<br />

somit im Unterschied etwa zum ökonomischen, zum politischen, zum<br />

rechtlichen usw. (Auch dies sind nur Konstruktionen gemäß dem Beobachtungsinteresse.)<br />

Damit ist Kultur ein abgegrenzter gesellschaftlicher<br />

67 Wietzke: Antonio 179; ähnlich Duraisingh: Hope 31.<br />

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