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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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schen Übertragungsmodells 36 versteht. 37 Mission ist bei Stackhouse einfach Ausbreitung<br />

des Eigenen; Kontextualisierung ist eine entsprechende Technik, und<br />

Globalisierung ist nicht Handlungsbedingung sondern ein bloßer Imperativ zur<br />

Aktion.<br />

Das Hauptinteresse von Max Stackhouse konzentriert sich darauf,<br />

verlässlich wissen zu können, was „göttlich, wahr und gerecht ist“ 38 . Damit<br />

thematisiert Stackhouse eine sehr wichtige Frage der <strong>Theologie</strong> generell<br />

und besonders einer solchen <strong>Theologie</strong>, die für ökumenische, interkulturelle<br />

und interreligiöse Bewegungen offen ist. Seine Antworten vermögen<br />

indes nicht zu überzeugen.<br />

Exegese als Möglichkeit, christlich-theologisch verbindliche Kriterien<br />

einzugrenzen, ist Stackhouse zu wenig. Ihm geht es um Metaphysik, um<br />

einen festen Punkt außerhalb der irdischen Wirklichkeit, welcher aber der<br />

menschlichen Vernunft zugänglich ist. Dazu postuliert er zunächst die<br />

Existenz eines „metaphysisch-moralischen Reiches, das zugleich real ist<br />

und transzendent zur empirischen Welt“ (143). In der Tradition des schottischen<br />

common sense realism richtet er sich so gewissermaßen ein Kabinett<br />

mit einer Vielzahl metaphysischer Realitäten ein, in dem vermeintlich alle<br />

notwendigen Wahrheiten versammelt sind. Besucht man es mit praxeologischem<br />

Interesse, kann man sehr viele Probleme eines obsoleten metaphysischen<br />

Vokabulars beisammen studieren.<br />

Schlüsselfunktion hat ein naiv rationalistisches Konzept von Vernunft.<br />

Gemäß alter Tradition geht damit eine Abbildtheorie des Erkennens<br />

einher. Die Vernunft könne – so Stackhouse in expliziter Abgrenzung vom<br />

„Nominalismus“ – göttliche Geheimnisse, metaphysische Gegenstände,<br />

mit relativer Klarheit im Bewusstsein abbilden. Die Erkenntnisse der<br />

theologischen Vernunft seien somit objektiv wahr. Auf dieser Grundlage<br />

spulen sich dann folgerichtig allseits bekannte Konsequenzen ab:<br />

• Das Bekennen des Glaubens erscheint als bloßer Fideismus.<br />

• Das für den naiven Rationalismus zentrale Postulat der Autonomie<br />

des erkennenden Subjekts vermummt sich als Theonomie.<br />

• Religion wird als ein von der Gesellschaft unabhängiges Phänomen betrachtet.<br />

36 Schreiter: Abschied 23 ff., 78 ff., kritisiert dieses Modell scharf.<br />

37 ... anstatt ihn etwa als „Re-Kontextualisierung“ (Croatto: Bibel 92) zu begreifen.<br />

38 Stackhouse: Apologia 7, diese und weitere Übersetzungen vom Autor.<br />

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