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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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Ontologisierung sozialer Akteure (zum Beispiel“die Armen“ als vermeintliches<br />

Kollektivsubjekt). Gleichwohl haben die genannten Ansätze mit<br />

großer Dringlichkeit auf die Notwendigkeit einer soziologischen Vermittlung<br />

theologischen Denkens aufmerksam gemacht. Dazu gibt es in der<br />

deutschen Diskussion einige Vorschläge.<br />

Ein wichtiger, der Soziologie naher Ansatz ist auf dem Hintergrund<br />

der Theorie kommunikativen Handelns (Habermas und Apel) von der<br />

„theologischen Handlungstheorie“ um Helmut Peukert entwickelt<br />

worden. 24 Gemäß dem soziologischen Orientierungspunkt konzentriert<br />

sich dieser Ansatz auf die Logik rationaler Kommunikation und auf Normativität.<br />

Das Erbe der Frankfurter Schule mündet in eine <strong>Theologie</strong> des<br />

prophetischen Bruchs mit einer schlechten Realität, wobei freilich die<br />

<strong>Theologie</strong> selbst und ihre Produktionsbedingungen wiederum weitgehend<br />

aus dem Blick geraten. Bei einem Zugang im bourdieuschen Sinne versucht<br />

man dagegen, die Einbettung der praktischen Logik von <strong>Theologie</strong><br />

in Alltagsvollzüge, Leiblichkeit und gesellschaftliche Machtbeziehungen zu<br />

sehen sowie Norm und Beschreibung schärfer zu unterschieden.<br />

Eine <strong>Theologie</strong> mit dem Vokabular luhmannscher Systemtheorie treibt<br />

Michael Welker. Auch dies setzt neue Akzente. Zum Beispiel vermag der<br />

Ansatz interessante kommunikationstheoretische Aspekte der Pneumatologie<br />

zu eröffnen. (Welker: Geist) Dennoch ist die systemtheoretische<br />

Perspektive an einem wichtigen Punkt wenig befriedigend. Sie erfasst<br />

Macht- und Herrschaftsverhältnisse nur sehr unzureichend. Diese sind<br />

aber für die <strong>Theologie</strong> wichtig – schon aufgrund ihres normativen Gewichts<br />

in der Bibel. Mit einem praxeologischen Ansatz treten Machtverhältnisse<br />

auch in der Theorie in den Vordergrund.<br />

Die Strukturierungstheorie von Anthony Giddens bildet die Grundlage<br />

für einen soziologisch qualifizierten Kontextbegriff in der Untersuchung<br />

über das „<strong>Theologie</strong>studium im Kontext“ von Torsten Meireis<br />

(<strong>Theologie</strong>studium). Insbesondere der Abschnitt über die Studieneingangsphase<br />

in Frankfurt am Main (S. 352) kommt zu Schlussfolgerungen, die<br />

mit einem Ansatz bei Bourdieu sehr ähnlich ausgefallen wären. Giddens‘<br />

Strukturierungstheorie greift allerdings dann zu kurz, wenn es um die<br />

kontextorientierte Analyse und Konstruktion von symbolischen Systemen<br />

24 Vgl. Peukert: Wissenschaftstheorie, sowie die Beiträge in den Bänden Arens: Gottesrede,<br />

und Brachel/Mette: Kommunikation. In ähnlicher Stoßrichtung vgl. auch Christen für den<br />

Sozialismus: Kultur, und dort insbesondere Päschke: <strong>Praxis</strong>.<br />

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