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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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ende Gewalt schützen. Die These Lyotards, dass die Zeit der Meta-Erzählungen<br />

vorbei sei, ist bekannt. Kommunikation zwischen den Inseln der<br />

Rationalitäten gibt es nicht (außer durch einen „Richter“, der aber vor<br />

allem über die Trennung wacht).<br />

Die Metapher des Archipels ist – wie Welsch (Vernunft 336) notiert –<br />

gegen die „uniformierende Macht des Kapitals“ in der Globalisierung<br />

gerichtet. 12 Also: Beschreibung als Widerstand? Widerstand mit Metaphern?<br />

Normative Deskription?<br />

Welch eine Ethik könnte man aus dem Bild des Archipels ableiten?<br />

Ein Eintreten für das Recht des Partikularen gegen die Vereinnahmung,<br />

lautet die Antwort. 13<br />

Sicher gilt es, das Recht des Partikularen zu bewahren. Aber ist das<br />

Partikulare nicht schon längst eingebunden, verwoben im Netz globaler<br />

Beziehungen? Gerade emphatische Trennungsversuche setzen ja Verbindung<br />

voraus. Unvermittelte Vielfalt gibt es kaum noch, und durch Postulate<br />

ist sie nicht zu bewahren. Schon der Versuch, dies zu tun, bindet ja das<br />

Partikulare in einen Handlungszusammenhang ein, der durch einen Bezug<br />

des Partikularen auf den universalen Schutzversuch geprägt ist.<br />

Lyotards Bild vom Archipel läuft also auf einen performativen Widerspruch<br />

hinaus: Der Schutz des Partikularen ist von einem universalen<br />

ethischen Entwurf abhängig. Zudem dekretiert der Philosoph ein Bild von<br />

der Wirklichkeit, statt es aus der Untersuchung der Verhältnisse zu gewinnen.<br />

Letzteres hat sein Ansatz mit dem anderen Extrem gemeinsam, den<br />

Prinzipienethiken.<br />

2.2 Universale Vernunft<br />

Das Axiom universalistischer Prinzipienethiken ist: Vernunft ist einheitlich.<br />

Sie kann zudem sozusagen die „Vogelperspektive“ (Welsch) einnehmen<br />

und universale gesellschaftliche Gestaltungsprinzipien hervorbringen.<br />

12 Ähnlich geht es Lyotard ja auch in Der Widerstreit um das Unrecht, welches „Diskursarten“<br />

von anderen Diskursen zugefügt werden kann.<br />

13 Weitergehende Perspektiven kommen nicht in Sicht. Nun ist Lyotard aber nicht die<br />

ganze Postmoderne. Richard Rorty: Kontingenz, teilt die Voraussetzung, nicht an Meta-<br />

Erzählungen zu glauben, entwickelt aber mit einem guten Schuss Pragmatismus im Kapitel<br />

über Solidarität interessante Überlegungen zur Ethik.<br />

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