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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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Phänomenologie und Hermeneutik wurzeln. Zur Systematisierung bedient sich<br />

Stackhouse der aristotelischen Begriffstrias von theoria, praxis und poiesis. Schließlich<br />

macht er einen eigenen Vorschlag, in dem er allerdings diese Systematik nicht<br />

durchhält. Vor allem auf Stackhouses Vorschlag werde ich mich im Folgenden<br />

beziehen.<br />

Stackhouse hat das Anliegen, theologische Urteile in einem „normativen theologischen<br />

und ethischen Diskurs“ (Stackhouse: Apologia 7) zu begründen. Als Resultat<br />

wünscht er sich „some reliable criteria whereby we can know what is and what<br />

is not divine, true and just“ (9). Dazu sei es nötig, dass „Kontextualisierung“ scharf<br />

von „Kontextualismus“ unterschieden werde. Letzterer relativiere die Wahrheit.<br />

Erstere könne sie verbreiten. Dementsprechend versteht er Mission: „It will have<br />

to be based on those things that can be shown to be universally true and just; and<br />

this requires, among other things, a warranted general theory of the relation of<br />

religion to societies and cultures, and of theology to philosophy and the world<br />

religions.“ (10 f.)<br />

Ganz sicher markiert die Frage nach Kriterien für Wahrheit und Gerechtigkeit<br />

eines der schwierigsten und wichtigsten Probleme der ökumenischen Bewegung<br />

und der <strong>Theologie</strong> überhaupt. Mehr als fraglich ist allerdings, ob da eine<br />

„warranted general theory“ welcher Art auch immer zum Ziel führt.<br />

Stackhouse greift in diesem Zusammenhang das Problem der ethischen Vorentscheidung<br />

in der theologischen Hermeneutik auf, wie sie von Befreiungstheologen<br />

propagiert wird. Er kritisiert die theologische Forderung Matthew Lambs nach<br />

einer grundsätzlichen Solidarität mit den Opfern. (Lamb: Solidarity) Es gebe keinen<br />

vernünftigen Grund, diese Forderung als evangeliumsgemäß und normativ anzusehen.<br />

Damit ist eine Frage angesprochen, die in der Diskussion um die befreiungstheologische<br />

Hermeneutik eine wichtige Rolle spielt. 22 Worin besteht das theologische<br />

und hermeneutische Recht, <strong>Theologie</strong> von den „Armen“ oder von den „Opfern“<br />

aus zu betreiben? Das kann man sich in der Tat fragen. Die Diskussionen zum<br />

Thema greifen meist sofort auf die Bibel (insbesondere Propheten und Synopti-<br />

22 Zu dieser Diskussion vgl. Greinacher: Konflikt, Prien: Kirche, Frieling: Befreiungstheologien.<br />

Eine einfache Einführung in die Methode der Befreiungstheologie findet sich im Werkbuch<br />

Boff/Kern/Müller: <strong>Theologie</strong>. Vgl. zum Ausgang beim Engagement für die Armen<br />

u.v.a. Greinacher: Leidenschaft, Goldstein: Selig, Päschke: Befreiung. Interessant ist in diesem<br />

Zusammenhang ebenfalls, dass auf diese Herausforderung immer wieder der Synkretismusvorwurf<br />

gegen die <strong>Theologie</strong>n der Dritten Welt laut wird (vgl. kritisch hierzu Brandt:<br />

Synkretismus 155 ff.). Eine andere Variante der Kritik ist die, den kontextuellen <strong>Theologie</strong>n<br />

die These 1 der Barmer Erklärung zur Warnung entgegenzuhalten. Blaser: Volksideologie,<br />

zum Beispiel baut das gesamte Buch auf dieses Argument, so als sei nicht gerade die<br />

Barmer Erklärung ein Beispiel für eminent kontextuelle <strong>Theologie</strong>. Vgl. zu dem ähnlich<br />

gelagerten Vorwurf der Vermischung von Offenbarung und Geschichte auch Kamphausen/Löffler/Ustorf:<br />

<strong>Theologie</strong> 76.<br />

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