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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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sche Logiken immer zugleich individuell und kollektiv sind, und dass sie in<br />

ihrem ständigen Gebrauch alle Verknüpfungen und Transformationen<br />

innerhalb der <strong>Praxis</strong>felder und zwischen ihnen erzeugen. Nur im Gebrauch<br />

gibt es „Arbeit der Sprache“ (Ricoeur). Im Gebrauch aber erzeugt die<br />

Arbeit der Sprache – etwa in Metaphern generell oder auch in einer „root<br />

metaphor“ (Turner) – einen übergreifenden Sinn, und zwar einen praktischen<br />

Sinn. 112 Der Gebrauch von Zeichen, insbesondere von religiösen Zeichen,<br />

verbindet durch deren metaphorische Funktion fortwährend unterschiedliche<br />

<strong>Praxis</strong>felder miteinander.<br />

Die <strong>Praxis</strong>felder spielen somit eine wichtige Rolle für die Operationen<br />

praktischer Logik. Wenn man sich eine Modellvorstellung von praktischer<br />

Logik machen möchte, sollte man daher zwei wichtige Dimensionen<br />

beachten. Gemäß praktischer Logik werden Relationen in bestimmten<br />

<strong>Praxis</strong>feldern erzeugt und wirken dort; und es werden Beziehungen zwischen<br />

verschiedenen <strong>Praxis</strong>feldern hergestellt. Folgende Modellvorstellung<br />

möchte ich vorschlagen: Man kann sich die praktische Logik für jedes<br />

(theoretisch konstruierte!) <strong>Praxis</strong>feld als ein Netz von bedeutungsbildenden<br />

Schemata von Zeichen vorstellen; als horizontales Gewebe gewissermaßen.<br />

Damit kann man sich die Vermittlung zwischen zwei Feldern als<br />

eine Verbindung zwischen diesen beiden Geweben denken; vertikal gewissermaßen.<br />

In der klassischen Linguistik und Semiotik entspricht dem die<br />

Unterscheidung zwischen Syntagma und Paradigma. „Syntagma“ steht für<br />

das Textgeflecht auf der Ebene der Denotation, also für die „horizontalen“<br />

Relation zwischen Zeichen; „Paradigma“ für das Geflecht der dem<br />

Text als Konnotationen assoziierten Bedeutungen, also für die „vertikalen“<br />

Relationen.<br />

b. Unterscheidung und Feldbezug<br />

Zunächst möchte ich kurz auf die syntagmatischen Relationen des Netzes<br />

eingehen.<br />

Fasst man Erkennen als Unterscheiden auf, baut der kognitive Prozess<br />

auf grundlegenden Unterscheidungen auf. Rein theoretisch kann man dann<br />

eine Grundunterscheidung zwischen zwei Termen als Ausgangspunkt<br />

112 Dieser ist zu unterscheiden vom intentionalen und am Bewusstsein orientierten<br />

Sinnbegriff der subjektivistischen Tradition (zum Beispiel Ricoeur) und vom abstrakt<br />

systemischen Sinnbegriff der objektivistischen Tradition (zum Beispiel Lévi-Strauss).<br />

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