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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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c. Theologische Metaphorik als Vermittlung zwischen <strong>Praxis</strong>feldern<br />

Wie oben schon gesagt, kann man sich ein Netz praktischer Logik in zwei<br />

Dimensionen vorstellen: der syntagmatischen und der paradigmatischen.<br />

Während Erstere die Organisation der praktischen Logik in bestimmten<br />

<strong>Praxis</strong>feldern untersucht, betrachtet man aus der letzteren Perspektive die<br />

Verbindungen zwischen verschiedenen <strong>Praxis</strong>feldern. Für kontextuelle<br />

<strong>Theologie</strong> geht es hier vor allem um die Arbeit von Symbol und Metapher<br />

im Kontext der praktischen Strategien der Akteure.<br />

Um dies genauer in den Blick zu bekommen, möchte ich zunächst das<br />

Verhältnis zwischen verschiedenen <strong>Praxis</strong>feldern mit deren Logiken gemäß<br />

praxeologischem Vokabular näher beschreiben.<br />

Die Logiken verschiedener Felder sind meist relativ selbständig. Zugleich<br />

entsprechen sie einander auch teilweise. Die Fertigkeit der praktischen<br />

Logik besteht u.a. darin, sowohl jedem Feld entsprechend zu wirken als<br />

auch eine Übertragung praktischer Schemata zwischen unterschiedlichen<br />

<strong>Praxis</strong>feldern herzustellen, und zwar gemäß der Konjunkturen der<br />

Felder sowie der Interessen und Bedürfnisse der Akteure. Die praktische<br />

Logik nutzt partielle Übereinstimmungen und überträgt Klassifikationsund<br />

Bewertungsschemata. Sie schafft so homologe Weisen von Wahrnehmung,<br />

Urteil und Handlungsentwürfen in verschiedenen <strong>Praxis</strong>feldern,<br />

ohne jedoch die Differenzen zwischen den Feldern dadurch zu gefährden.<br />

So wird etwa aus einer Forderung des Glaubensgehorsams gegen Gott auf<br />

eine Gehorsamsforderung gegen die Obrigkeit gefolgert, obwohl das<br />

religiöse und das politische Feld durchaus unterschiedliche Logiken haben<br />

können (zum Beispiel die sektäre Zersplitterung in einem Feld und politischer<br />

Zentralismus in einem anderen); mit anderen Worten, die Gehorsamsforderung<br />

im politischen Feld wird nicht durch dessen Klerikalisierung<br />

„begründet“, sondern durch die Übertragung eines praktischen Schemas<br />

evident gemacht bzw. nur nahegelegt.<br />

Diese Übertragungen der praktischen Logik bedienen sich der Polysemie<br />

der Sprache; sie nutzen die konnotative Ökonomie von Symbol bzw. Metapher.<br />

„So verdankt die praktische Logik ihre Wirksamkeit der Tatsache,<br />

daß sie sich durch die Auswahl der von ihr angewandten Grundschemata<br />

und durch wohlbedachte Nutzung der von ihr verwandten Polysemie der<br />

Symbole jedesmal an die besondere Logik jedes <strong>Praxis</strong>bereiches anpaßt...<br />

Wie dasselbe Wort in jedem seiner großen Anwendungsgebiete einen<br />

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