02.12.2012 Aufrufe

Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Ein Beitrag zur topischen Ethik in der ökumenischen Diskussion wird<br />

zunächst die Problematik von Prinzipienethik für das ökumenische Feld<br />

herausarbeiten. 197 Dabei ist ein spezieller Blick auf die Theorie der mittleren<br />

Axiome als einer weit entwickelten Form von Prinzipienethik interessant.<br />

Aus praxeologischer Sicht stellt sich dann die Frage nach der Möglichkeit<br />

universaler Sätze. Es gilt zu entwickeln, wie ein praxeologisches<br />

Vokabular universale Perspektiven erarbeiten kann, ohne dabei partikulare<br />

<strong>Praxis</strong> zu unterwerfen. Orientierung am Leben und Reziprozität werden<br />

dabei eine wichtige Rolle spielen. Kriterien topischer Ethik ergeben sich<br />

aus den konkreten Relationen zum gesellschaftlichen Anderen. Dabei kann<br />

die Affirmation des Lebens in konkreten Praktiken als konstruktives Moment<br />

ethischer Orientierung wirken. Freilich ist eine genaue Analyse der<br />

jeweiligen Positionen des sozialen Raumes wichtig, denn die entscheidenden<br />

sozialen Bezugsgrößen ethischer Argumentation sind nicht abstrakt<br />

(„die Armen“, „die Ausgeschlossenen“), sondern konkret die jeweils, in der<br />

konkreten Relation, Schwächeren. Hiermit kommen die Interessen und<br />

Strategien der verschiedenen gesellschaftlichen Akteure, die Umstellungen<br />

und Übergänge zwischen unterschiedlichen <strong>Praxis</strong>feldern etc. als Operatoren<br />

für jeweils konkrete Solidarität und Entwicklung von kontextuellen<br />

Orientierungen des ethischen Diskurses in Betracht. 198 Dabei werden die<br />

jeweiligen ethischen (religiösen und kulturellen) Traditionen der verschiedenen<br />

Akteure zugleich als Operatoren der jeweiligen Logik (also in deren<br />

Interessenbindung) sowie als praktische Inventare für übergreifende Metaphern<br />

und vermittelnde diskursive Strategien in Betracht gezogen. Konfliktivität<br />

und Widersprüche gehören unaufhebbar zu den Produktionsbedingungen<br />

ethischer Diskurse hinzu, ebenso wie die Positionalität aller<br />

Beteiligten, auch derer, die Ethik treiben. Auf diese Weise fließen die<br />

kontextuell erarbeiteten Orientierungen in eine ethische Dialogik ein,<br />

welche die konkreten und sehr variablen Machtverhältnisse im Gespräch<br />

präsent hält und für die Suche nach gangbaren Orientierungen relevant<br />

macht. Die transversale Kapazität der Vernunft wird dabei auf konkrete,<br />

praxeologisch beschreibbare Rationalitäten bezogen, um von dort aus<br />

Brücken zu anderen Rationalitäten zu schlagen.<br />

197 Vgl. dazu unten den Anhang.<br />

198 Wenn man zum Beispiel Interessen aufgrund einer subjektivistischen und voluntaristischen<br />

Auffassung von Handlung und Ethik von vornherein als illegitim zu sehen<br />

geneigt ist, wird man Mühe haben, im ethischen Diskurs viable Handlungsvorschläge zu<br />

entwickeln.<br />

246

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!