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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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„Wir glauben, dass es eine Erneuerung, oder eine Restauration der Lade<br />

Davids geben wird. Ich weiß nicht, ob Sie davon schon etwas gehört haben. Nun,<br />

wir glauben an die Restauration der Lade Davids, aber wir nehmen an, dass es<br />

zwei Phasen gibt. Wir glauben, dass es eine buchstäbliche Restauration der Lade<br />

Davids in der Epoche des Reiches geben wird, das heißt bei der Einrichtung des<br />

Millenniums; und dass es eine nationale jüdische Konversion geben wird, beginnend<br />

mit der Wiederkunft des Herrn, und dass es eine Restauration der Lade<br />

Davids in diesem Sinne geben wird. Aber normalerweise geht im Panorama<br />

Gottes die Restauration der Kirche der Restauration Israels voraus. (...) Also<br />

glauben wir, dass es eine Restauration der Lade Davids gibt, die für die Kirche<br />

vorgesehen ist, und dass die Restauration der Lade Davids nichts Anderes ist als<br />

eine Erneuerung der Form des Lobpreises oder der Anbetung, so wie sie im Buch<br />

der Psalmen eingerichtet ist. Deshalb glauben wir zum Beispiel an den Tanz,<br />

glauben wir an den Gesang Jahwes, glauben wir an den Aufschrei, das Klatschen<br />

etc.“ (Interview 58)<br />

Die Vorstellung macht sich fest zum einen daran, dass David als Autor der<br />

Psalmen, der biblischen Lobgesänge, erscheint; und zum anderen an den ekstatischen<br />

Elementen in der Erzählung vom Einzug der Lade nach Jerusalem (2.<br />

Sam. 6, 14 ff). Die Restauration greift die Orientierung der neuen gottesdienstlichen<br />

Praktiken an der individuellen Machtzueignung auf. Der individuellen<br />

religiösen Machtzueignung konnotiert sie über den Bezug auf die Grundlegung<br />

des Jerusalemer Königtums vermittels der Ladeerzählung die politische Machtentfaltung<br />

israelitischer Theokratie: Es wird ja die Lade wiederhergestellt, und der<br />

Gesttanz ist Zeichen dafür.<br />

Der neopfingstliche Militärdiktator Efraín Rios Montt wird als theokratischer<br />

Herrscher aufgefasst und im Gegenzug gelegentlich auch als „David“ apostrophiert,<br />

was die Stärke des konnotativen Zusammenhangs zwischen neopfingstlicher<br />

Herrschaft, davidischem Königtum und theokratischer Machtentfaltung<br />

unterstreicht. „Den Bruder Efraín Rios Montt schätzen wir so ein wie den König<br />

David im Alten Testament; er ist der König des Neuen Testaments.“ 137<br />

Eine konkrete politische Konnotation der Theorie von der Restauration legt<br />

sich zunächst einmal nahe durch die Tatsache, dass die Wiederherstellung der<br />

kirchlichen Macht eine homologe Position im symbolischen System einnimmt zu<br />

den gesellschaftlichen Zukunftsprojektionen der neopfingstlichen Kirchenmitglieder,<br />

diesen Projektionen also äquivalent ist im Bezug auf die Gestaltung der<br />

neopfingstlichen Zukunft. Wahrscheinlicher wird eine weite Verbreitung dieser<br />

Konnotation noch dadurch, dass ja die erhoffte gesellschaftliche Verbesserung<br />

durch Evangelisation der gesamten Gesellschaft hervorgebracht wird; durch eine<br />

extreme Zunahme des symbolischen Kapitals der Neopfingstler also, welche sie in<br />

137 Interview US-amerikanischer Journalisten mit einem Pastor von El Verbo, zitiert<br />

nach Carrillo: Guatemala 56.<br />

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