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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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Elims ist allerdings Mitte der Achtziger in derselben gesellschaftlichen Lage wie die<br />

Mitglieder der armen Pfingstkirchen. Für sie ist der prätribulationistische Prämillenarismus<br />

eher sinnvoll, und durch sie ist diese Form der Eschatologie zumindest<br />

in Elim in jener Zeit immer noch ein stark verfestigter Habitus. Dies lässt Konflikte<br />

vermuten.<br />

Die Theorie der Restauration lässt sich freilich einigermaßen gut an die<br />

religiöse Nachfrage der Marginalisierten anpassen, da ja – anders als bei einem<br />

echten Postmillenarismus – die Verbindung zwischen der Restauration der Kirche<br />

und der der Gesellschaft locker und unbestimmt bleibt. Die Terme sind durch<br />

Äquivalenz verbunden, nicht aber durch Kausalität oder Konditionalität, und sie<br />

evozieren einander lediglich als Konnotationen. Das heißt, nur die betuchteren<br />

Mitglieder der neopfingstlichen Kirchen werden aufgrund ihrer durch ihre gesellschaftliche<br />

Stellung geprägten praktischen Logik der kirchlichen Restauration eine<br />

gesellschaftliche konnotieren; ihre objektive gesellschaftliche Stellung legt ihnen<br />

eben eine gesellschaftliche Handlungsperspektive nahe. Ein Marginaliserter ohne<br />

Handlungsperspektive wird der Restauration der Kirche schon um der eigenen<br />

Erfahrung und des eigenen Selbstwertgefühls willen eine gesellschaftliche Wiederherstellung<br />

nicht konnotieren.<br />

In dem entsprechenden Konnotationssystem ist der Begriff der „Restauration“<br />

in der Verbindung „Restauration der Kirche“ der Konnotator. Er<br />

wirkt als Metapher, mit der die praktische Logik ein Schema aus dem<br />

religiösen auf das politische Feld überträgt. „Restauration“ hat im politischen<br />

Feld Tradition und gewinnt im neopfingstlich-bürgerlichen Kontext<br />

die spezifische Bedeutung einer Wiederherstellung der alten Aufstiegsdynamik<br />

vor der Krise. Das Konnotationssystem gibt die Wahrnehmung<br />

der neopfingstlichen Christen aus dem aufsteigenden Bürgertum wieder.<br />

Deren politische Handlungsfähigkeit lädt sie dazu ein, die Ankündigung<br />

einer Restauration der Kirche nicht nur als einen Zuwachs symbolischen<br />

Kapitals ihrer Kirchen zu verstehen, sondern zugleich auch als die Ankündigung<br />

einer begleitenden gesellschaftlichen Restauration.<br />

Dabei verbindet die Metapher nicht nur zwei verschiedene Felder<br />

miteinander. Sie löst vielmehr einen Wandel in der praktischen Logik<br />

beider Felder aus. Wird die Restauration auch gesellschaftlich verstanden,<br />

so setzt eine Kette von Transformationen sowohl in der religiösen als auch<br />

der politischen Logik der Kirchenmitglieder ein. Von einem eschatologischen<br />

Verständnis der ekstatischen Gottesdienstpraxis her wird zum<br />

Beispiel ein Übergang geschaffen zur homologen Vorstellung von einer<br />

eschatologischen Aufrichtung der gesellschaftlichen Macht neopfingst-<br />

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