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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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eben dieser Verbindung zu den Kräften des Psychischen, ist die Rede<br />

durch Tiefenstrukturen geformt, die der Analyse bis zu einem gewissen<br />

Grade zugänglich sind.<br />

Diesen Ansatz weiterführend kann man sagen: Die Rede ist nie um<br />

ihrer selbst willen oder zum bloßen Verweis da, sondern immer als soziale<br />

<strong>Praxis</strong>. Rede ist eine besondere Form von Handeln und eingebunden in die<br />

weiteren Konstellationen von Interessen und Strategien der Akteure, von<br />

Orientierungen und Begrenzungen durch die gesellschaftlichen Relationen.<br />

Insofern die Rede in ihren Tiefenstrukturen von diesen Strategien, Interessen<br />

und Verhältnissen geprägt ist, kann die Analyse der Rede darüber<br />

Auskunft geben. Damit sollte auch kontextuelle <strong>Theologie</strong> rechnen, sowohl<br />

in der Analyse als auch in der Hervorbringung theologischer Diskurse<br />

und Praktiken.<br />

Sieht man den Zusammenhang von Sinn und Kraftwirkungen, so legt sich<br />

nahe, die Erzeugung von Sinn vermittels einer nachfrageorientierten<br />

Arbeit der Sprache zu begreifen.<br />

Sprache und Denken konstituieren Sinn, indem sie die in ihnen wirkenden<br />

Kräfte miteinander und mit anderen im Kontext wirksamen Kräften<br />

interpretierend in Beziehung setzen. Dies wird bewerkstelligt durch die<br />

Arbeit, die die Sprache vollführt in den Prozessen der Transformation von<br />

Bedeutungen zwischen verschiedenen Ebenen. Konnotation, Symbol,<br />

Metapher, Metonymie, Homologie, Mythos, die Bedeutung von Handlungen<br />

usw. sind solche Arbeitsweisen der Sprache. Im Gebrauch der<br />

Sprache sind dies die Operationen, die die Wirkungen der gesellschaftlichen<br />

und psychischen Kräfte, der Begierden, der impliziten und expliziten<br />

Interessen und Strategien artikulieren, sie zwischen den <strong>Praxis</strong>feldern hin<br />

und her transformieren und ihnen so zur Wirksamkeit verhelfen.<br />

Bourdieu stellt diese sinnverleihende (und überdeterminierende) Mehrfachbedeutung<br />

der Sprache und des Handelns in den Zusammenhang der<br />

Rede von „Interesse“ und „Strategie“, und zwar in der Verbindung von<br />

der Untersuchung der Homologien zwischen verschiedenen Feldern des<br />

Wirklichen mit der Analyse der Verteilung verschiedener Formen von<br />

Kapital auf die unterschiedlichen Positionen im Raum der gesellschaftlichen<br />

Auseinandersetzungen. Auf diese Weise werden die von den Akteuren<br />

eingenommenen gesellschaftlichen Positionen und verfolgten Interessen<br />

und Strategien unmittelbar relevant für den Sinn ihrer <strong>Praxis</strong>. Menschen<br />

handeln und leiden in den vielen verschiedenen Feldern ihrer <strong>Praxis</strong>.<br />

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