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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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Besondere Aufmerksamkeit werde ich auf die Problematik der Begründung<br />

von Religion – eine spezifische Gestalt von Wahrheitsbehauptung –<br />

legen und einen kritischen Blick auf die eigene, protestantische Tradition<br />

werfen. Der universale Wahrheitsanspruch des Christentums und verschiedener<br />

anderer Religionen wird immer wieder aus der Behauptung<br />

abgeleitet, man könne die Wahrheit von Religion und insbesondere die des<br />

Christentums objektiv und universal gültig begründen. Es ist dieser Begründungs-<br />

und Geltungsanspruch, der hinter den Fundamentalismen wirkt<br />

und in gesellschaftlichen Konflikten zum Tragen kommt. 8 Eine bekannte<br />

Gestalt dieses Ansatzes im christlichen Kontext ist die Transformation<br />

biblischen Bekennens des „solus Christus“ in eine Seins- bzw. Wesensaussage<br />

über die Kirche. 9 So entsteht christlicher Exklusivismus.<br />

Aber auch noch dialogoffene inklusivistische oder pluralistische Positionen<br />

leiden an den Problemen, die Begründungsdiskurse erzeugen. So<br />

scheint es mir zum Beispiel nicht besonders hilfreich zu sein, sich anstelle<br />

von „post-modernem Relativismus“ einen „perspektivenrelativen Realismus“<br />

(Schmidt-Leukel: Religionstheologie 264) zu wünschen. Man kann als<br />

gläubiger Mensch die Wirklichkeit Gottes im Glauben bekennen, ohne sich<br />

von der Alternative zwischen Realismus und Nominalismus gefangen<br />

nehmen zu lassen. Erkenntnistheoretischer Realismus zielt immer noch<br />

darauf, etwas (ein Objekt, ein Ding) mit Sprache abbilden oder mindestens<br />

in seiner objektiven Existenz eindeutig bezeichnen zu können. In diesem<br />

Sinne müsste also Sprache in der Lage sein, Gott in einer adäquaten Weise<br />

darzustellen. Meines Erachtens ist es sinnvoller, eine solche Zeichentheorie<br />

hinter sich zu lassen. Die Existenz Gottes wird nicht dadurch negiert, dass<br />

man sich weigert, in abbildender Rede von ihm zu sprechen. Eine Hermeneutik,<br />

die von der kreativen Kraft der Metapher her entwickelt ist, kommt<br />

ohne erkenntnistheoretischen Realismus aus und hält dennoch einen<br />

sprachlichen „Raum“, besser: eine Operation der Sprache, für Aussagen<br />

(Religion 246) darin zu, dass soziale Relationen bei James zu kurz kommen. Schließlich war<br />

James Psychologe, und seine Thesen waren seinerzeit ohnehin schon bahnbrechend genug.<br />

Dass Wagner allerdings eine fehlende Sachdimension bei James beklagt, liegt meines<br />

Erachtens aber an Wagners problematischer Vorstellung von der Sache. Vgl. dazu unten,<br />

S. 275 ff.<br />

8 Vgl. Tschuy: Religion 140; zum Zusammenhang von Fundamentalismus, Begründungsstrategien<br />

und Macht vgl. Schäfer: Power.<br />

9 Vgl. hierzu vorzüglich Ulrike Link-Wieczorek: Christus 303 ff.<br />

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