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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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transversaler Vernunft, welche auf die Ermöglichung von Dialog und<br />

Kooperation gerichtet ist. 47<br />

Logozentrismus impliziert ein striktes logisches Widerspruchsverbot<br />

für theologisches Denken. <strong>Theologie</strong> aus praxeologischer Sicht hingegen<br />

arbeitet mit einer Theorie praktischer Logik, um <strong>Theologie</strong>, Glaube und<br />

Leben miteinander zu vermitteln.<br />

Eines der zentralen Probleme obsoleten Vokabulars ist die Abbildtheorie<br />

des Erkennens. Sie suggeriert objektives Erkennen im Sinne vom<br />

getreuer Abbildung der Welt im Bewusstsein. Man kann sich so der Wirklichkeit<br />

und Wahrheit sicher sein. Aber prompt entsteht nichts als Streit<br />

zwischen den sich sicheren Positionen. Praxeologische Erkenntnistheorie<br />

hingegen folgt in ihrer Kritik der Abbildtheorie nicht einfach dem subjektivistischen<br />

Konstruktivismus und leugnet äußere Wirklichkeit. Sie fragt<br />

vielmehr nach anderen Kriterien der Erkenntnis, wie zum Beispiel praktischer<br />

Viabilität, dem Passen von Erkenntnissen auf praktische Prozesse<br />

und der Bedeutung des Dialogs für Erkenntnis.<br />

Theoriebildung mit metaphysischem Vokabular impliziert die Immunisierung<br />

der Theoretiker. Betreibt man <strong>Theologie</strong> mit praxeologischem<br />

Vokabular, so wird man auch die Produktionsfelder von <strong>Theologie</strong> und<br />

damit die Theologinnen und Theologen in die Theoriebildung mit einbeziehen.<br />

Die Frage nach Kriterien für Wahrheit wird in der so genannten „klassischen“<br />

<strong>Theologie</strong> hoch bewertet. Sie ist unzweifelhaft ein wichtiges Anliegen.<br />

Aus praxeologischer Perspektive fragt man sich allerdings zunächst<br />

einmal nach dem Feld, auf dem diese Frage gestellt wird, und den beteiligten<br />

Akteuren. Damit kommen Verfahrensregeln, Reziprozität (als<br />

Form gegenseitiger Anerkennung) und praktische Viabilität von Strategien<br />

in den Blick. Die Kriterienfrage bleibt zwar in Kraft, aber sie verändert<br />

sich.<br />

Praktische Prozesse und Verhältnisse können als Orte bzw. Zeiten des<br />

sich Ereignens von Wahrheit aufgefasst werden – ohne in natürliche <strong>Theologie</strong><br />

abgleiten zu müssen, da der Offenbarungsbegriff entsprechend profiliert<br />

ist.<br />

47 Vgl. dazu den Anhang.<br />

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