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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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sche Diversifizierung ökumenischer <strong>Theologie</strong> bemerken. Ritschl und<br />

Fuisz (<strong>Theologie</strong> 39) machen darauf aufmerksam, dass nicht mehr „Großthemen“<br />

– orientiert an dogmatischen loci – die Debatte bestimmen. Vielmehr<br />

dominieren kontextorientierte Fragestellungen wie Bewahrung der<br />

Schöpfung, Gewalt, Friede und koinonia. Dabei habe aber herkömmliche<br />

<strong>Theologie</strong>, auch die ökumenische, generell nur wenige Instrumente zur<br />

Bearbeitung der neuen Problemlagen bereitgestellt.<br />

Praxeologisches Netzwerk-Denken stellt ein solches Instrument zur<br />

Bearbeitung neuerer Problemlagen dar. Es entwickelt sich aus der Grundlage<br />

bourdieuscher Sozialtheorie, geht aber darüber hinaus. 6<br />

Was wird im Modell des Netzwerks modelliert? Das Modell hat nicht<br />

primär die Beziehungen zwischen sozialen Akteuren zum Gegenstand, wie<br />

sie etwa von actor network-Theorien erörtert werden. Es geht also nicht<br />

primär um die Vernetzung von Personen, Gruppen oder Institutionen.<br />

Das Hauptinteresse liegt vielmehr auf den Netzwerken kognitiv-affektiver<br />

Dispositionen, die individuellen und kollektiven Akteuren „in Fleisch und<br />

Blut übergegangen“ sind. Es geht also primär darum, kollektive und individuelle<br />

Identität als Netzwerk von praktischen Operatoren zu modellieren.<br />

Dieser Ansatz geht weiter als der bei Akteursnetzwerken, denn er begreift<br />

(mit Rorty: Kontingenz 21 ff.) auch das Selbst als kontingentes Netz von<br />

Beziehungen. Person, Sprache und Gemeinwesen werden somit als Netzwerke<br />

konzipiert. Die Identität der Person ist begriffen als ein Netzwerk<br />

von sozialisatorisch gesammelten und in Dispositionen verdichteten Erfahrungen.<br />

Ist das Netzwerk-Modell schon auf der Ebene der „Struktur“<br />

der Person verankert, so lassen sich von dort her auch menschliche Sprache<br />

und Tätigkeit (religiöse Praktiken oder das <strong>Theologie</strong>-Treiben) sowie<br />

ihre Gegenstände und Produkte (Themen und Diskurse der <strong>Theologie</strong>) als<br />

Operatoren und Operationen netzwerkartig gedachter praktischer Logiken<br />

begreifen. 7 Theologische Lehraussagen etwa kann man so in ihrer systematischen<br />

Kopplung als Netzwerke von kontextbezogenen Schemata konstruieren<br />

und auf diese Weise den Gesellschaftsbezug mit der inneren<br />

Logik des theologischen Systems zusammen sehen.<br />

Das Modell des Netzwerks habe ich auf empirischer Grundlage entwickelt.<br />

Es ist keine assoziative Konstruktion, sondern forschungstech-<br />

6 Zum Netzwerk-Modell vgl. detailliert und ausführlich Schäfer: Theorie.<br />

7 ...wobei dann Akteursnetzwerke wieder eine hilfreiche Konstruktion sein können.<br />

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