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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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lich – allerdings nur für die so Argumentierenden und unter dem äußerst<br />

zweifelhaften Umstand, partikulare Worte für universale Dinge zu halten.<br />

Das erkenntnistheoretische Problem des Sprungs vom Subjekt zur<br />

Substanz möchte ich im Folgenden – mit dem Mittel parodistischer Übertreibung<br />

– auf die Spitze treiben.<br />

Zwei Fragen scheinen mir dazu geeignet: Können Squash-Plätze<br />

plötzlich kontrahieren, nur weil ein Klaustrophobiker von einer entsprechenden<br />

Furcht unwiderstehlich ergriffen ist (und mit Verweis auf diese<br />

Gefahr ein gemeinsames Spiel verweigert)? 44 Und: Können sich bei Reisen<br />

zu nichtchristlichen Kultstätten Dämonen an die Kleidungs- oder Gepäckstücke<br />

der Reisenden heften (die erst durch einen Exorzismus vertrieben<br />

werden müssten), nur weil dies von C. Peter Wagner 1985 an der<br />

Fuller School of World Missions behauptet wurde? 45 Wenn man die zugrunde<br />

liegenden Behauptungen als Informationen über Sachen auffasste,<br />

hätte man zwei Alternativen: Bei einer dem Realismus verpflichteten<br />

Erkenntnistheorie würde man empirisch die Kontraktibilität von Squash-<br />

Plätzen und die Existenz bzw. Präsenz von Dämonen überprüfen; mit<br />

einer dem Nominalismus verpflichteten Ansicht würde man die Argumente<br />

mit dem Verweis auf bloß subjektive Namensgebung als erledigt betrachten.<br />

In beiden Fällen ginge man gleichwohl von einem Bezeichnungsverhältnis<br />

zwischen Wort und Sache aus; im ersten Fall ist die Stelle des<br />

Bezeichneten real besetzt, im zweiten Fall ist sie leer. Fasst man die Äußerungen<br />

aber als Elemente von gesellschaftlich (das heißt auch: psychisch)<br />

bedingten Sprachspielen in bestimmten Kontexten auf, so kann man in<br />

Ruhe Squash spielen und Tempel besuchen sowie (wenn man es interessant<br />

oder aus Solidarität mit den Betroffenen wichtig genug findet) sich<br />

dabei Gedanken darüber machen, welches die Entstehungsbedingungen<br />

solcher Vorstellungen und welches ihre Wirkungen auf betroffene Menschen<br />

sind. Man kann sogar (weil man weder eine positive noch eine<br />

negative ontologische Aussage gemacht hat) darüber phantasieren, was<br />

man wohl täte, wenn schließlich doch einmal ein Squash-Platz sich zusammenzieht<br />

oder ein Dämon aus einer Reisetasche kriecht. Auf jeden Fall<br />

nimmt man aber die Besorgnisse der Besorgten als soziale Tatsache ernst.<br />

Aus praxeologischer Sicht geht es nicht um ein ontologisches Verhältnis<br />

zwischen Wort und Ding. Es kommt vielmehr erstens darauf an, die<br />

44 Vgl. dieses Beispiel bei Proudfoot: Experience 354, in einem anderen Zusammenhang.<br />

45 Vgl. Marsden: Reforming 294.<br />

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