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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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vistische Reduktion von <strong>Praxis</strong> auf den subjektiven Eindruck von ihr,<br />

zugunsten einer Übereinstimmung mit persönlichen Vorlieben und Lebensstilen.<br />

Die Verkennung der Sprache und die Suche nach dem Wesen steht letztlich<br />

im Dienste einer absoluten Begründung der eigenen Position. Die<br />

Kritik der Wesenwissenschaft mittels einer Auffassung von Sprache, die<br />

nicht von der Abbildtheorie herkommt, läuft darauf hinaus, das Problem<br />

der absoluten Begründung als unlösbar zu betrachten. Erledigt ist es vielleicht<br />

nicht. Es kann wohl auch nicht erledigt werden, denn jeder Begründungsversuch<br />

läuft darauf hinaus, die Bedingungen der eigenen Geltung<br />

selbst zu setzen. Diese Versuche erliegen also genau jenem Problem, das<br />

ihre Vertreter den anderen, nicht begründungsorientierten Diskursarten<br />

gerne vorwerfen: Sie befinden sich faktisch im unendlichen Regress. Der<br />

Unterschied besteht nur darin, dass pragmatisch oder praxeologisch denkende<br />

Philosophen und Wissenschaftler mit der Unmöglichkeit von Begründung<br />

leben können, Vertreter von Begründungstheorien jedoch nicht.<br />

4. Westlicher Begründungsdiskurs und andere Traditionen<br />

Wer objektive und universale Begründung der Religion sucht, wird sich<br />

freilich nicht einfach damit abfinden wollen, Religion als Faktum zu<br />

betrachten, genauso wie Tischsitten oder Regeln zur Verteilung der Beute.<br />

Wagner (Religion 555) warnt vor einer vorbehaltlosen Sanktionierung<br />

„quasireligiöser Praktiken“ für den Fall, dass man lediglich auf die „Faktizität<br />

gegebener Religion“ setze. Religion sei in ihrer Legitimität gegenüber<br />

dem Aberglauben nicht mehr erweisbar. Was aber ist der Erweis? Gewiss<br />

wird man nicht sagen wollen, dass in jedem Falle Faktizität auch per se<br />

Geltung impliziere. Aber die Versuche, über eine objektive Begründung<br />

der Religion mit Universalitätsanspruch einheitliche Geltungskriterien<br />

festzulegen, sollte man meines Erachtens – mit und gegen Wagner – als<br />

gründlich gescheitert betrachten. Das wäre jedenfalls ein Realitätsgewinn.<br />

Aber was bleibt dann?<br />

Sicherlich nicht jene Alternative, die aus der Renaissance der Religion seit<br />

den siebziger Jahren deren Geltung abzuleiten sucht nach der Devise:<br />

„Seht ihr! Die Religionskritik hatte doch nicht recht! Die Religion setzt<br />

sich doch durch! Gott ist doch nicht tot...“ usw. Diese Sicht der Dinge<br />

geht (mindestens implizit) immer noch von dem Bestreben aus, Religion<br />

objektiv und allgemeingültig zu bewahrheiten. Man nimmt nicht hin, dass<br />

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